Dreiecksbeziehung - zum Scheitern verurteilt?

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Beitrag vom 10.07.2021

Dreiecksbeziehung - zum Scheitern verurteilt?

Eine gute Frage, auf die es viele Antworten gibt. Wie so oft im Leben kommt es auf den Einzelfall an. Und auf die Perspektive, aus der man dieses Beziehungsmodell betrachtet.
Die Basisfrage ist: Sind alle Beteiligten diese Beziehung willentlich eingegangen oder ist die Verbindung heimlich, mit allem, was dazu gehört wie Lügen, Versteckspiel, Verrat, Betrug.

Die Ménage à trois (hört sich auf Französisch gleich romantischer an) kann eine Bereicherung für eine eingefahrene und eingeschlafene Partnerschaft sein, ein Lebenskonzept der Zukunft, oder aber auch ein Horror-Trip. Eine Dreiecksbeziehung kann auch offen, in Harmonie gelebt werden. Wünsche und sexuelle Fantasien in die Realität umsetzen, zu dritt. Warum nicht mal ein Dreier, wenn es allen guttut?

Genug Liebe für zwei

Wie ist es möglich, zwei Partner gleichzeitig und gleichermassen zu lieben, sodass es dabei nur Gewinner gibt? Svenja ist seit Jahren verheiratet, ihre Beziehung auf Augenhöhe, die Basis sind Respekt und Vertrauen. Nils, ich liebe dich sehr, aber ich habe mich verliebt - in eine Frau. Nur sie erfüllt meine unterdrückte Sehnsucht - in sexueller und emotionaler Hinsicht.

Seit zwei Jahren führen Nils, Svenja und ihre Freundin, die sich offen zu ihrer Bisexualität bekannt hat, eine Dreier-Partnerschaft. Ein Modell, das nicht nur Offenheit und Vertrauen auf die Probe stellt, sondern auch eine riesige Portion Selbstbewusstsein verlangt.

Der Klassiker der Dreier-Partnerschaft: Chef-Assistentin-Ehefrau

Der erfolgreiche Workaholic verbringt mehr Zeit mit seiner Assistentin, als mit irgendwem anderes. Er schätzt sie sehr, er hat sie ja auch selbst ausgesucht und eingestellt. Sie himmelt ihn an und macht gerne Überstunden, auch nachts. Selbst wenn die Ehefrau Bescheid weiss und es mehr oder weniger toleriert, bleiben da noch die Gefühle der Geliebten.

Die ewig enttäuschte, wartende zweite Geige und der Solist, der meint, er habe alles im Griff. Disharmonien stören immer wieder das Konzert und am Ende erntet dieses Trio wenig Applaus.

Frau, Kinder, Haus und plötzlich steht er auf Männer

Voll verknallt, der Wunsch für immer mit diesem Mädchen zusammenzubleiben, Kinder zu bekommen, all das war damals völlig normal für Peter. 15 Jahre Ehe und zwei Kinder später, fühlt es sich für ihn falsch an. Lange Zeit hat er homosexuelle Gedanken verdrängt, unterdrückt. Der Kopf sagt, das kannst du nicht bringen, der Bauch sagt, ich halte es nicht mehr aus.

Jens lernte er über ein Internet-Forum kennen. Anfangs zögerlich und unsicher, aber beim ersten Treffen hat es sofort gefunkt. Endlich verstanden, endlich angekommen. So ging es lange Zeit im Geheimen weiter. Scham, schlechtes Gewissen, Sorgen um die Zukunft - das volle Programm.

Erst mit der Erkenntnis, dass er nicht alleine ist, denn es gibt viele homosexuelle Väter, schaffte er den entscheidenden Schritt. Das Outing im Familien- und Freundeskreis folgte.

Heute ist seine Frau wieder glücklich verheiratet - mit ihrem Scheidungsanwalt. Peter und Jens leben mit den beiden Kindern im Familienhaus. Sie treffen sich dort regelmässig mit der Ex und ihrem neuen Mann.

Verflossene als Dritte im Bunde

Eine andere Spielart der Dreiecksbeziehung entsteht, wenn der oder die Ex in der neuen Partnerschaft zu viel Raum einnimmt. Ist die Präsenz des vorherigen Partners zu massiv, sind Eifersüchteleien und Misstrauen vorprogrammiert. Kritisch wird es, wenn der Partner mit Problemen zuerst die Ex involviert und das noch hinter dem Rücken des neuen Partners.

Gemeinsam durch eine Krise zu gehen, schafft die Basis für Vertrauen und Sicherheit, nur so wird es ein stabiler Neuanfang. Da ist grosser Klärungsbedarf!

Warten auf den Märchenprinz/die Märchenprinzessin

Bei einem eingefleischten Single ist in seinem Facebook- und Tinder-Account der Status In einer Beziehung nicht vorgesehen. Er findet immer etwas, was an dem Partner nicht perfekt ist. Die Suche nach dem Prinzen oder der Prinzessin ist frustrierend. Eine unverbindliche Affäre, die keinerlei Aussicht hat, jemals aufs Ganze zu gehen, das ist die Lösung. Der verheiratete Partner wird sich nie trennen und dafür auch keine grossen Forderungen an den Single stellen.

Die wahren Ursachen, wie Bindungsangst und den Hang zur Idealisierung von Beziehung, kann man herausfinden, wenn man sich darauf einlässt und sich öffnet, man muss aber wollen.

Freie Liebe, völlig anders, als in den Sechzigern

Ein Liebes-Konzept, das in unserer Gesellschaft zwar angekommen ist, aber bei weitem nicht toleriert wird, ist die Polyamorie. Es weicht zu sehr vom Muster Mann-Frau-Kind ab. Politisch als auch religiös nicht akzeptiert.

Polyamorie ist eine Philosophie, die auf Ehrlichkeit, Offenheit und Selbstverwirklichung basiert, eine Art Überbegriff für eine offene Lebensweise. Christopher Gottwald vom Verein PolyAmores Netzwerk (PAN).

Ist es nicht moralischer, zu seinen menschlichen Neigungen zu stehen und diese in das reale Leben umzusetzen, als den Partner zu belügen, zu betrügen? Vorausgesetzt, alle Beteiligten stimmen dem zu. Muss man sich zwingend für einen Menschen entscheiden, den man lieben soll und den anderen verletzt? Ein komplexes Thema also.

Eifersucht schmälert den Gewinn
In jeder Dreier-Partnerschaft bleibt ein gemeinsamer Störfaktor, die Eifersucht. An welcher Position stehe ich bei meinem Partner, wie kann ich diese verbessern. Gepaart mit Neid und Unsicherheit zerfällt das Trio. Es ist nicht mehr standhaft, weil ein Partner zu oft zurücksteckt oder sich selbst untreu wird.

Wichtig ist es, sich regelmässig zu fragen: Fühlt es sich noch richtig an? Bin ich mit der Dreiecksbeziehung noch glücklich? Nichts ist fix, man kann es auch als gewinnbringende Erfahrung verbuchen und ein anderes Modell wählen. Dies gilt ebenso für die Konstellation der Polyamorie.

Wichtig ist: Jeder Mensch sollte in der Liebe so leben, wie man sich am wohlsten fühlt. Das Leben ist viel zu kurz, um unglücklich zu sein!


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