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Beitrag vom 31.05.2021
Grosseltern können Fluch und
Segen sein. Wie stark sollen, können, wollen
Oma und Opa in die Erziehung der
Enkel einbezogen werden? Viele Faktoren spielen hier eine Rolle.
An erster Stelle steht die Wohnsituation - unter einem Dach oder in einem fernen Land. Entscheidend ist auch die familiäre und berufliche Situation: alleinerziehend, Vollzeit-Job von Mutter oder Vater oder beide, Home-Office, Aussendienst.
Wie sehen die Lebenssituation und die Belastbarkeit bei Oma und Opa aus? Haben sie genügend Zeit, oder stehen sie noch im Beruf? Wie steht es um ihre Gesundheit?
Welcher Typ Oma/Opa sind Sie?
Mama weiss viel - Oma weiss alles (besser)
Grossmütterchen im Kittelkleid mit grauem Flechtdutt und karierten Hausschuhen hütet genügsam Haus, Hof und eben auch die
Enkel. Sie ist immer greifbar, ist da, wenn sie gebraucht wird.
Ihr Motto: Enkel sind zum Verwöhnen da. So das romantische Bild, das jahrzehntelang vorherrschte.
Heute gibt es ganz individuelle Vorstellungen vom
Grosseltern-Dasein. Es liegt nicht immer an der Entfernung, die Einstellung ist entscheidend. Ich habe meine
Kinder grossgezogen, ihnen alles gegeben, jetzt bin ich dran!, oder Meine Enkel kommen an erster Stelle, für sie lasse ich alles stehen und liegen.
Omas in Kategorien gedacht
Die Bestimmerin Sie hat alles fest im Griff. Aus einem Besuch wird ein Aufmarsch nach ihrem Kommando. Bis ins kleinste Detail ist alles geplant, Abweichung ausgeschlossen. Nach einem Wochenende, an dem sie
Kinder und Haus verwahrt hat, ist alles auf links gedreht. Die Kinder wollen nicht mehr Klavier lernen, Querflöte ist schöner.
Die Putzfrau weiss jetzt endlich, dass sie nicht putzen kann, und der Nachbar stellt ab sofort die Mülltonnen raus. Ach ja, und die Küchenschränke sind neu geordnet, das Chaos beseitigt. Meine Enkelin hat jetzt ein eigenes Zimmer. Habe etwas umgeräumt!
Oma ist eben anstrengend, wenn man ihr zu viel Spielraum lässt. Auf der anderen Seite ist auf sie Verlass. Die
Enkel lieben ihre Geduld beim Spielen. Und Wenn
Oma das sagt, dann ist es auch so. Punkt!
Die Flotte Oma geniesst ihre Zeit in vollen Zügen. Der Terminkalender ist schon am 1. Januar bis Ende des Jahres voll. Sollte zwischen den Reisedaten und Kochzirkel noch Luft sein, dann belegt sie einen Online-Kurs oder sucht sich ein Ehrenamt. Sie ist offen für die moderne Welt, kennt angesagte Serien, hört Charts und ist bei Facebook. Ihr Netzwerk wächst und wächst, ihre Energie gleichermassen.
Auch für ihre Enkel ist sie voll fit, wenn es denn zeitlich bei ihr passt. Oma hat uns gezeigt, was man im Wald alles essen kann, sie hatte sich als
Hexe verkleidet, so lustig. Dann haben wir ein Brot mit Wildkräutern gebacken, Salat mit den Fingern gegessen und alte Lieder gesungen. Oma ist einfach die Coolste!
Die NeunmalklugeSie ist über jeden Schritt und Tritt der Familie bestens informiert. Sie weiss um alle guten und schlechten Zeiten. Und wenn nicht, bohrt sie so lange nach, bis es so ist. Sie gibt ungefragt zu allem und jedem ihren Senf dazu. Warum habt ihr mich nicht gefragt? Das hätte ich euch gleich sagen können. Zu meiner Zeit hätte es das nicht gegeben.
Tolle Sprüche, noch bessere Ratschläge, die keiner hören will und die keine Unterstützung sind. Die Enkel sind irgendwann entnervt, die Eltern schon lange. Schwierige Sache.
Die Knuffige Hätte ich gewusst, wie toll Enkelkinder sind, hätte ich die zuerst gekriegt. Man fährt zu ihr - auch spontan - und man ist sofort wie angekommen. Der Empfang ist herzlich, alles gemütlich und unkompliziert. Kerzen leuchten,
Katzen schnurren einem um die Beine, aus der Küche riecht es extrem lecker. Sie ist einfach da und die Enkel sind immer willkommen.
Ohne Erwartung, ohne Bedingung, ohne alles. Hier kommt man gerne an, sogar der Schwiegersohn. Keine tollen Erziehungstipps, keine Ausfragerei. Hier ist man Mensch, hier fühlt man sich wohl. Nur grosse Sprünge mag sie nicht, in ihrem Heim fühlt sie sich am wohlsten.
Die IchbezogeneAlles dreht sich um Oma, falls nicht, hat sie schlechte Laune und versprüht diese im ganzen Raum. Die Kinder nörgeln, der Sekt hat die falsche Marke und es zieht, schon fühlt sie sich schlecht behandelt und ist enttäuscht. Eine Endlos-Schleife an Vorwürfen ist die Folge.
Die
Beziehung ist für alle angespannt und kaum zu retten. Da nutzen auch die grossen Geschenke für die Enkel nichts. Oma ist am besten nur in kleinen Dosen und guten Absprachen zu geniessen.
Die Über-OmaOma ist zu gut für diese Welt. Ihre Enkel sind die Grössten, ihnen ordnet sie alles unter, besonders sich selbst. Sie geht in ihrer Oma-Rolle auf, alle anderen Kontakte werden vernachlässigt, sogar zu ihren eigenen Kindern. Sie lobt ihre Enkel über den Klee, andere Kinder interessieren sie nicht, ausser zum Vergleichen.
Um ihre Brut kümmert sie sich aufopfernd, liebevoll und am liebsten täglich. Dabei kommt man sich als Eltern fast überflüssig vor.
Gewinn oder Last
Eines ist und bleibt klar: Gute Absprachen, Regeln und klare Grenzen erleichtern die Beziehung zwischen Kindern, Eltern,
Grosseltern, so wird es für alle zu einem Gewinn.
Mit einigen Charakteren ergänzt man sich perfekt bei der Kindererziehung, mit anderen wird es kompliziert bis unmöglich. Gehen die Vorstellung zu weit auseinander, wird die Beziehung zu den Grosseltern eher zur Last als zur Entlastung.
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