Häusliche Gewalt und Partnerschaftsgewalt - der Feind im eigenen Haus

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Beitrag vom 29.04.2024

Häusliche Gewalt und Partnerschaftsgewalt - der Feind im eigenen Haus

Unser Zuhause ist der Ort, wo wir für uns sein können. Er gibt uns Geborgenheit und Wärme, verspricht Sicherheit und Schutz.
Doch was, wenn der Feind im eigenen Haus wohnt?
Wenn unser Rückzugsort nicht mehr sicher ist, weil die Gewalt vom Partner ausgeht?

Der Mensch, dem wir nicht nur unser Herz, sondern auch unser Vertrauen geschenkt haben.

Tatsächlich ist Gewalt in der Beziehung oder überhaupt häusliche Gewalt ein immer noch oft unausgesprochenes Thema, über das gerne der Mantel des Schweigens gehüllt wird.

Dabei kommt es häufiger vor, als wir vielleicht glauben. Kollegen, Freunde, Bekannte oder Verwandte, jeder kann Opfer werden, auch wenn wir es nicht mitbekommen. Und jeder von ihnen kann ebenso Täter sein, ohne dass wir es wissen.

Was genau ist häusliche Gewalt?

Der Begriff geht zurück auf die deutsche Sprache im 17. bis 19. Jahrhundert, wo er als Synonym für den rechtlich definierten Begriff väterliche Gewalt verwendet wurde. Zu dieser Zeit wurde dem Haus- und Familienvater eine zentrale Herrschaftsposition zugeschrieben.

Über Jahrzehnte hat die Bezeichnung häusliche Gewalt einen elementaren Bedeutungswandel erfahren, in dessen Folge die ehemals legitime Machtausübung zu einem Unrecht deklariert wurde. Wobei je nach Kultur und Religion dieses Verhalten kein Thema, sondern Normalität ist.

Mit Anfang der 1990er-Jahre bekam das Thema vermehrt Aufmerksamkeit und rückte zunehmend in den Fokus von öffentlichen Diskussionen und Kampagnen zur Sensibilisierung. Statistiken und Umfragen zufolge braucht es noch einiges an Aufklärung, um Früherkennung zu ermöglichen und Opfer zu unterstützen.

Häusliche Gewalt wird in zwei Gruppen unterteilt:
Gewalt in der Beziehung oder Ehe, bei denen Opfer und Täter in einem partnerschaftlichen Verhältnis leben oder sich bereits in einer Trennung befinden. Auch als Partnerschaftsgewalt bezeichnet. Dies betrifft heterosexuelle Paare genauso wie gleichgeschlechtliche Partnerschaften.

Doch der Feind im eigenen Haus muss nicht zwangsläufig der (Ex)Lebenspartner sein. Auch innerhalb des Familienverbundes oder in einer verwandtschaftlichen Beziehung ist häusliche Gewalt ein unausgesprochenes Problem. Dabei wird dann von innerfamiliärer Gewalt gesprochen.

Diese umfasst unter anderem die Gewalt gegen Kinder und Jugendliche durch Eltern oder Bezugspersonen, Gewaltausübung zwischen Geschwistern oder auch Gewalt gegenüber älteren Menschen.

Trotz vieler Studien und Statistiken lassen sich kaum genaue Zahlen nennen, da von einer grossen Dunkelziffer ausgegangen wird. Auch gibt es kein typisches Täterprofil, was eine (Früh)Erkennung dieser Tendenz zusätzlich erschwert. Ebenso lassen sich auch keine typischen Opfer definieren.

Häusliche Gewalt zieht sich quer durch alle Gesellschaftsschichten, Altersklassen und Bildungsstufen.

Opfer häuslicher Gewalt sind vor allem Frauen, Täter meist Männer. Doch auch Männer können Opfer häuslicher Gewalt werden.

Im Vergleich zu Frauen suchen männliche Opfer deutlich seltener Hilfe im aussen. Vermutlich auch dadurch bedingt, dass dieses Feld der Partnerschaftsgewalt noch wenig erforscht ist und ihnen aus Sicht der Gesellschaft in der Regel die Täterrolle zugeordnet wird.

Auch wenn in den meisten Fällen die häusliche Gewalt nur von einem der Partner ausgeht, kann sich eine Wechselbeziehung zeigen. Beispielsweise, wenn männliche Opfer zuvor Täter waren.

Arten der Partnerschaftsgewalt

Die drei verschiedenen Gewaltformen zielen auf Kontrolle, Macht und Dominanz über die Beziehung und den Partner ab. Durch aggressives Verhalten wird aus einer vermeintlichen Partnerschaft eine Herrschaft.


Emotionale Gewalt:
- Drohung, Nötigung, Einschüchterung
- Herabsetzung, Beleidigung, Ignoranz, Verleumdung, Lächerlichmachen
- Belästigung, Überwachung, Stalking, Terror
- Isolation und Freiheitsberaubung
- Finanzielle Gewalt

Psychische und verbale Gewalt, um Ziele zu erreichen, ohne körperliche Gewalt anwenden zu müssen. Sie wird vom Täter eingesetzt, um das Selbstwertgefühl als auch die geistige Gesundheit zu zerstören und so das Opfer zum Problem zu machen und von den eigenen Taten abzulenken. Um den anderen nicht zur Ruhe kommen zu lassen. Das Opfer sozial abzuschotten, von Familie, Freunden und der Aussenwelt und durch Kontrolle die Unabhängigkeit einzuschränken.


Körperliche Gewalt:
- Schütteln
- Schubsen
- An den Haaren ziehen
- Ohrfeigen
- Schlagen
- Würgen
- Verbrennungen zufügen
- Angriffe mit Gegenständen oder Waffen

Handgreiflichkeiten und körperliche Übergriffe werden von Tätern oftmals als Bestrafung eingesetzt und Verletzungen dabei billigend in Kauf genommen. Sie treten oft erst im weiteren Verlauf auf, wenn eine gewisse Hemmschwelle überschritten ist.


Sexuelle Gewalt:
- Zwang
- Herabwürdigung zum Sexualobjekt
- Misshandlung
- Missbrauch

Einige Täter sehen Sexualität als Grundrecht in einer Partnerschaft, das vom anderen erfüllt werden muss, auch wenn, wie oft, emotionale und körperliche Gewalt an der Tagesordnung stehen. Der Preis für Verweigerung ist hoch.


Körperliche als auch sexuelle Gewalt gehen mit emotionaler Gewalt einher. Emotionale Gewalt kommt jedoch oft ohne körperliche oder sexuelle Gewalt vor. Sie ist deshalb schwierig zu erkennen, weil sich keine sichtbaren Verletzungen finden lassen. Doch tun diese unsichtbaren Verletzungen der Seele nicht weniger weh.


Keine der Gewaltformen muss in einer Beziehung oder Ehe hingenommen werden. Viele der Übergriffe werden strafrechtlich verfolgt.

Ursachen für Gewalt in der Beziehung

Die Ursachen für Partnerschaftsgewalt sind meist nicht immer nur auf eine einzige Quelle zurückzuführen, sondern basieren oft auf das Zusammenspiel mehrerer Faktoren.

Häufig lässt sich das ein oder andere Puzzleteil schon in der Kindheit des Täters finden, im Hinblick auf die Erziehung, das Umfeld und verinnerlichte Glaubenssätze. Oftmals tragen sie seelische Blockaden mit sich herum und nicht selten haben Täter selbst irgendwann häusliche Gewalt erfahren.

Geringes Selbstbewusstsein, schlechtes Nervenkostüm, unzureichendes Stressmanagement oder mangelnde Konfliktfähigkeit ist ebenso bei vielen Tätern feststellbar.

Unerkannt schlummert ein aufbrausendes, angriffslustiges oder eifersüchtiges Verhalten in dem Menschen, das durch bestimmte Situationen dann an die Oberfläche tritt und sich infolge von belastenden Lebensumständen noch verstärken kann.

Dabei sei nochmals erwähnt, dass alle genannten möglichen Ursachen in keiner Weise eine Entschuldigung für die verschiedenen Gewaltformen darstellen sollen oder dürfen. Sie können höchstens einen Einblick vermitteln.


Welche Anzeichen auf Gewalt in der Beziehung hindeuten können, wie sich Partnerschaftsgewalt entwickelt und welche Folgen sie hat, dazu mehr in einem anderen Artikel.


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