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Beitrag vom 08.09.2021
Seitensprung,
Fremdgehen, Um-die-Dörfer-Ziehen. Man nennt es Affäre, Eskapade oder eine Liaison - all dies umschreibt die mehr oder weniger gewichtete Untreue seines Partners. Wie ernst es ist und ob es Hoffnung gibt, ist von Fall zu Fall unterschiedlich. Das Ende liegt in den Händen der (Ex-)Liebenden.
Hat das Kind erst einmal einen Namen, wird es erst richtig schmerzhaft. Herunterschlucken, wegstecken und zur Tagesordnung zurückkehren? Das ist ein Reflex. Selbstschutz aus Furcht vor der Tragweite des Problems. Das geht selten gut.
Sprung zur Seite und jetzt über den eigenen Schatten
Männer tun es Frauen an, Frauen tun es Männern an (homosexuelle Paare natürlich ebenso). Sex steht dabei an erster Stelle. Aber eben nicht immer. Die Ursachen sind oft vielschichtig und es lohnt sich, diese zu hinterfragen.
Fremdgehen ist kein pauschales Vergehen. Und die Gründe schwimmen nicht an der Oberfläche. Die Bereitschaft, tiefer danach zu tauchen, ist eine Chance für die
Liebe, für die
Beziehung. Oder eine echte Chance für einen Neuanfang.
Jan ist ein chronischer Fremdgeher. Er meint, seine Ehe läuft rund, alles bestens. Er liebt seine attraktive Frau, die er nicht verlassen will. Sie haben sich ein Leben wie aus dem Bilderbuch aufgebaut: mein Haus, mein Auto, mein Kind. Er arbeitet hart und sieht im Sex eine Art Belohnung, leider nicht mit seiner Frau.
Welches Muster steckt dahinter?
Bestätigung - Macht - ich bin der Tollste?
Fremdgehen als Hilferuf oder Weckruf
Sabine führt eine gute Ehe. Aber trotzdem ist sie alles andere als glücklich. Sie kann nicht sagen, warum und nimmt es so hin, wie es ist. Die
Lust, das Begehrt-Werden, das Knisternde, die Leidenschaft - all das ist in ihrer Ehe abhandengekommen. Sie sucht nach einer (Er-)Lösung im Sex mit anderen Männern. Seitensprünge sind oft Balsam für die Seele und unbewusst ein Schrei nach Hilfe, nach Veränderung.
Irgendwann wird Sabine klar, dass sie sich nicht glücklicher fühlt mit diesen
Affären. Erst als sie bewusst auf sich selbst achtet, erkennt sie: Die Partnerschaft tut ihr nicht gut, aber ihrem Mann ebenso wenig.
Die gemeinsame Basis ist verloren gegangen und es fehlt beiden die
Motivation, sie wieder aufzubauen. Hier ist das Ende der Ehe eine echte Chance. Eine Chance auf ein neues, selbstbestimmtes Leben.
Beziehung ist keine leichte Kiste
Es ist nicht einfach, lebenslänglich mit einem einzigen
Partner klarzukommen, oft verliert man seine eigenen Wünsche aus den Augen. Und dann soll man noch die Wünsche, Bedürfnisse und Träume des Partners akzeptieren. Die
Liebe ist schön, von einfach war nie die Rede.
In einer längeren Partnerschaft ist oft die Luft raus. Alltagsstress, ständig wiederkehrende Familien-Events, eingefahrene
Rituale - Langeweile und Lustlosigkeit machen sich breit. Deshalb müssen Paare kontinuierlich in die Beziehung einzahlen - eine Investition in die Liebe für das Leben.
Auch ein neuer Partner verliert irgendwann an Spannung. Er ist nicht die Lösung für Probleme, die man eingeschleppt hat. So wie bei Maximilian. Er verlässt seine Frau und stellte die neue Partnerin vor allem in den Fokus seines neuen Lebens. Nach drei Jahren war auch das, Geschichte.
Maximilian, der ewig Suchende nach dem ultimativen Kick. Würde er in seine jetzige Beziehung investieren, könnte er endlich ankommen und eine harmonische Ehe führen. Wenn es noch ein Fundament gibt, auf dem man aufbauen oder einen Neubau errichten kann. Wenn die betrogene Frau mitspielt.
Schatz, wir müssen redenBei vielen Paaren ist ein Seitensprung ein unverzeihliches No-Go. Wenn es nicht nur um Sex geht, wenn daraus etwas Ernsteres entstanden ist, wird es besonders dramatisch. Auch das muss nicht immer das Todesurteil für die Beziehung sein.
Wenn das Wir-Gefühl für einen selbst nicht mit Positivem verbunden ist, kann man davon ausgehen, dass es dem Partner ebenso geht.
Welche Rolle nimmst du an meiner Seite ein?
Was findest du gut an mir?
Was wünschst du dir vom gemeinsamen Leben?
Welche Fantasien hast du im Bett?
Offene, mutige Gespräche, Tränen und Wut inklusive, sind ein guter Anfang. Ein klares Ja für den Partner und ein klares Nein für alle anderen Kontakte sind Voraussetzung, als Paar an einer
Krise zu wachsen. Die Möglichkeit, sich selbst und den anderen zu entdecken, ist eine Reise. Sei sie noch so unbequem, sei sie noch so schmerzhaft, sie ist wertvoll. Und sie fängt immer mit dem ersten Schritt an.
Krisen machen starkDer Betrüger ist der Täter, der Betrogene das Opfer, da sind sich alle einig. Es ist ja auch nicht falsch. Wer betrügt und fremdgeht, wird natürlich zum Täter beziehungsweise zur Täterin. Wer so weit geht, braucht sich also über die Wut und den Schmerz des betrogenen Partners nicht zu wundern.
Allerdings ist es auch nicht die ganze Wahrheit: Die Beziehungsdynamik an sich bietet häufig den Nährboden. Sie ist die Hauptursache für
Fremdgehen. Und daran sind beide Partner beteiligt. Das ist eine gute Nachricht. Schliesslich ist da, wo es Verantwortung gibt, auch Spielraum für Veränderungen. Und es kann erleichternd sein, sich nicht nur als Opfer zu fühlen.
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