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Beitrag vom 11.01.2021
Schon im normalen Leben - also früher - stand das Thema Sauberkeit oft zwischen zwei Partnern, die zusammenwohnen. Geht das Schmutz-Level zu weit auseinander, gehört kontinuierlicher Streit zum Alltag, zur Routine.
Für den einen sind Laufschuhe auf dem Langflor-Teppich völlig ok, für den anderen ist es ein No-Go. Schuhe gehören direkt an der Wohnungstür ausgezogen, besser noch vor der Tür. Und was ist mit den Socken?
Mit
Corona kommen, zu den gewohnten Schmutz-Diskussionen, der Hygienefaktor und der Virenschutz hinzu. Was alles schlimmer macht. Desinfektionsutensilien sind überall in der Wohnung verteilt. Nur sie nutzen nichts, wenn man sie nicht nutzt. Unterschiedliche Ansichten über Sinn, Unsinn, Verhältnismässigkeit der Massnahmen plus unterschiedlich hohe Schmutz-Level machen das erzwungene Zusammensein, vier Wochen
Home-Office, zum Testlabor der
Beziehung.
Hast du wenigstens die Hände gewaschen - du kommst doch gerade vom Supermarkt. Wie lange? Womit? Hast du mein Handtuch benutzt? Analytisch geht man die Kontaktpunkte durch: Türklinke, Einkaufstüte, Wechselgeld. Am liebsten würde man ihn/sie mit Alkohol-Spray einnebeln, oder einen kräftigen Schluck Hochprozentigen kippen. Soll ja auch nicht verkehrt sein. Cheers, Corona.
Verwirrendes Leben
Eigentlich bin ich ganz anders, ich lasse gerne mal fünf gerade sein.
Hebe meine heruntergefallenen Pommes wieder auf, esse sie - kurz pusten, gut ist. Dreck reinigt den Magen - auch so ein Spruch, den wir jetzt in den Papierkorb verschieben können. Welche Mutter, welcher Vater kann das noch mit gutem Gewissen sagen? Ok, Oma sagt es noch, aber die sagt auch: Schnaps ist gut gegen jedes Zipperlein. Aber das war eine noch andere Zeit.
Hygiene ist das Zauberwort, wohin man schaut und hört - im TV, online, offline. Das ist so, als wenn man eine Doku über Flöhe schaut, nach der ersten Werbepause fängt es an zu jucken. Und dann hört man die Flöhe husten ... Aha, Husten, ein Anzeichen, der Floh ein Super-Spreader. Jetzt gehen mit einem die Pferde durch, spät in der Nacht kommt der Hochdruckreiniger zum Einsatz, gefüllt mit Sterilium.
Was macht Corona mit uns?
Bestimmer und Befolger - so die momentane Rollenverteilung im
Home-Office. Dabei ist das gar nicht mein Ding. Ich brauche vom Partner keine Bevormundung, keine Kontrolle, keine Sanktionen für Dinge, die eigentlich nebensächlich sind. Jetzt sind sie hauptsächlich. Sie zwängen das komplette Leben ein: Abstandsregeln, Maskenpflicht, Hygienekonzepte, Home-Office, Homeschooling. Keine Turniere, keine Konzerte, keine Ausstellungen, keine Kollegen, kein Spass.
Alles, was vorher gewöhnlich war, wird zum Aussergewöhnlichen. Dort, wo nichts mehr ist, wie es war, ändert sich auch das Miteinander. Man wird aufmerksamer, aber eben auch sensibler und sieht Dinge aus einer anderen Perspektive. Sollen wir uns lieben oder hassen, ignorieren oder uns trennen?
Einfache Dinge werden plötzlich schwierig und kompliziert
Die Steigerung von
Home-Office-Nähe ist: Neue Büromöbel vom blau-gelben Möbelhaus zu kaufen. Allein der gemeinsame Besuch und die anstehende Entscheidung stellen Beziehungen auf die Zerreiss-Probe. Die Perfektion der ausgestellten Bürowelten machen einem einmal mehr das eigene Chaos schmerzlich klar. Ein Streit aus dem Nichts über Ordnung und Sauberkeit (man erinnert sich, warum!).
Andere Kunden, sowie einer der seltenen Kundenberater, erfahren - ohne gefragt zu werden - wie es bei uns zugeht, wie es um unsere
Beziehung steht. Mit so einem Ablagesystem, hätte man die Chance, die Farbe Deines Schreibtisches zu erahnen und der Putzlappen könnte auch zu ihm durchdringen. Vorausgesetzt, du kaufst auch diesen grossen Papierkorb, damit die Pizzakartons und Prospekte vom letzten Jahr vom Schreibtisch verschwinden. Na klar, du mit deinem Putzfimmel und Aufräumwahn, wer hält das denn bitte aus.
Wütend, im Stechschritt zur Kasse - Kerzen-Kissen-Shopping fällt flach. Bei dem einen kreisen die Gedanken über
Paarberatung oder Scheidungsanwalt, bei dem anderen über Hot Dog oder Köttbullar.
Dabei wartet zu Hause die entscheidende Runde im Machtkampf: Wer blickt durch die Aufbauanleitung, wer kann den Akkuschrauber besser bedienen, wer ist der Held in der Bausatzklasse. Es gibt etliche Foren und Studien, die sich mit diesem blau-gelben Phänomen bei Paaren beschäftigen - einfach mal googeln!
Wer ist der Mensch neben mir?Alex trifft seinen alten Kumpel Björn im Park, mit ordnungsgemässen 1, 5 Meter Abstand auf der Bank. Ellenbogen-Gruss und Maske, gehen klar. Und wie läuft es bei euch? Du bist ja den ganzen Tag mit Susanne in der Wohnung gefangen, ihr klebt ja förmlich aufeinander?, fragt Alex. Alles gut, habe gestern mal mit ihr gesprochen. Sie scheint ganz nett zu sein. Aber Spass beiseite, irgendwie ist es auch spannend. Als hätten wir uns gerade erst kennengelernt. Gestern hatten wir ein gutes Gespräch über die besondere Situation und wie wir damit umgehen, was wir ändern können oder wollen. Und dann war alles ganz leicht und sehr erotisch, keine weiteren Details.
Schlechte Zeiten, gute ZeitenManche durchleben die Entschleunigung, sie lernen den Partner richtig kennen: mit allen Ecken und Kanten, Macken und Marotten. Aber auch mit Eigenschaften, die guttun, wie Gelassenheit, positives Denken und Humor. Lass uns das Beste aus dieser Zeit machen. Gib mir deine Hand. Zusammen stehen wir das durch. Lass uns sortieren und dann sehen wir weiter.
Vielleicht fühlt es sich richtig an, eine Pillen-Pause zu machen. Ein neues Leben ist auch immer eine neue Hoffnung, für uns, für die Welt. Prognose der Kenner für die kommenden Monate: mehr Scheidungen, aber auch mehr Geburten.
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