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Beitrag vom 14.02.2021
Pläne, Wünsche, Träume - alles schon wieder mal im Lockdown. Kein Tapetenwechsel, keine Auszeit vom Partner, kein Fitness-Center, kein Wellness-Tag. Kunst und Kultur sind abgesagt, Freunde besuchen nicht angesagt. Lounge Style statt Business Outfit - die Hosen gehen eh nicht mehr zu. Haare werden nur noch zusammen gefummelt, Make-up fällt auch weg - so bleiben die Masken sauberer. Es fehlt das Licht am Ende des Tunnels.
Ein Fixpunkt, auf den man hinfiebern kann. Früher hatte man ein Zentimeterband, jeden Tag ein Zentimeter abschneiden bis zum Ende. Geschafft! Mittlerweile braucht man ein Kilometerband. Durchhalten, aushalten, haushalten in der
Zwangszweisamkeit. Bei den einen kommen vergessene Leichen aus dem Keller, andere entdecken abschreckende Seiten am Partner und wieder andere bindet es fester aneinander. So bunt wie das Leben, ist auch in dieser Ausnahmesituation.
Bei vielen ist die Laune im Keller: "Hoffentlich bringt sie einen guten Rotwein mit!"
Fantastische Kurztrips
"Und täglich grüsst das Murmeltier" - Die Routine lähmt, ist ein Lustkiller, ein Spassverderber. Für diese Isolation braucht niemand Vergnügungssteuer zu zahlen. Um seelisch nicht zugrunde zu gehen, muss man sich anpassen. Das Beste daraus machen.
Der Urlaub von Jana und Tim ist zum vierten Mal abgesagt worden. "Jetzt holen wir uns die Insel nach Hause!" Spontan spielen sie "Ich packe meinen Koffer und nehme mit...", später schreiben sie alle Ideen auf ein Blatt Papier und hängen es an die Wand. Alleine die Planung hat neue Energie freigesetzt: Vorfreude, Erinnerungen, Spannung, Kreativität, Improvisation, Harmonie. Auf Platz Eins steht: Nacktbaden im Meer gefolgt von Tapas-Abend mit Flamenco. Bummel durch die Altstadt, vorher ein Abstecher in die Markthallen - erst alles probieren, dann kaufen.
Um diese Illusion zu schaffen, braucht es Zubehör: Sonnencreme, Sangria, Flip-Flops, Inselradio, Tapas vom Lieferdienst - noch besser selbst gemacht. Tim kramt seine Gitarre raus, Jana nimmt einen Strohhut und setzt die Sonnenbrille auf. Sie schauen durch die Fotogalerie der letzten Urlaube und entdecken immer mehr Details, die sie umsetzen können. Viva la vida! "Und nächste Woche reisen wir durch Schweden!"
Achtsamkeit und mehr
In diesen anstrengenden Zeiten ein Egoist zu sein - also zu erst an sich zu denken - geht völlig in Ordnung. Was tut mir gut, was kann mich aufheitern, was stimmt mich positiv? Gute Laune ist ansteckend, schlechte Laune noch mehr. Wer auf sich selbst achtet, nimmt auch seinen geliebten Menschen anders wahr, kann sich in ihn/sie hineinfühlen. Kontakte zu seinem Netzwerk sind eine Lösung. Alte Freundschaften wiederbeleben, mit Oma Facetime Termine verabreden, dem Patenkind zum Einschlafen aus einem Märchenbuch vorlesen.
Auch wichtig und richtig: Kurzzeitig darf man mies drauf sein, gereizt, wütend, dünnhäutig, sauer, oder einfach mal total am Boden zerstört. Je mehr man gegen eine nicht beeinflussbare Situation ankämpft, desto mehr klebt sie an einem. Das kann chronisch werden, oder man dreht sich in einem teuflischen Kreis. Schreien und heulen Sie es raus.
Unfair wird es, wenn es der Partner abbekommt, ohne dass er/sie es einordnen kann. Gefühle rauslassen, beim Namen nennen und nicht mit anderen Problemen vermischen. Niemand hat sich diese Situation ausgesucht, niemand trägt die Schuld, wir sitzen alle im gleichen Boot.
Kleine Dinge - grosse Wirkung
Niemand bricht sich einen Zacken aus der Krone, wenn er seinem Partner - egal wie viele Jahre man schon zusammen ist - in diesen Zeiten gute Manieren zeigt. Also dass, was man idealerweise von den Eltern gelernt hat.
Tugenden wie Aufrichtigkeit,
Treue, Mut, Demut, Toleranz, Dankbarkeit und noch viele mehr kommen nie aus der Mode. Ausprobieren, Sie werden doppelt und dreifach belohnt, auch im Kleinen.
Es wird zum Beispiel kaum eine Frau geben, die nicht höflich behandelt werden will. Die Tür aufhalten, immer - nicht nur wenn sie zwei Kästen Bier in der Hand hält. Am Tisch Wein oder Wasser nachschenken, auch wenn man selbst keinen Durst mehr hat.
Seien Sie grosszügig: Wünsche erfüllen, wenn sie es am wenigsten erwartet. Aufmerksam haben Sie es sich gemerkt, auch solche Wünsche, die älter als eine Woche sind. Lernen Sie neue Dinge, die Ihrem Partner Freude bereiten. Kochen, Handwerken, Malen, Singen, ganz egal - einfach den ersten Schritt machen und damit überraschen. Zu zweit macht es dann doppelt Spass.
Sie sind nicht der Spaziergänger? Macht nichts, gehen Sie trotzdem mit - vom Sofa ab in die Natur. Notfalls auch um den Block oder Schaufenster bummeln. Wann haben Sie das letzte Mal Händchen gehalten, oder sind Arm-in-Arm durch die Gegend geschlendert, ohne Ziel, ohne Zeitdruck? Die Italiener sagen dazu spaziare, also umherschweifen. Früher sagte man auch "Lustwandeln". Entdecken Sie eine Parkbank, die wird jetzt zum romantischen Moment: Malen Sie ein Kreideherzchen mit Ihren beiden Initialen. Knutschen erlaubt. Gemeinsam in Ruhe die Ruhe geniessen.
Endlich Zeit nur für uns, das hatte man sich früher doch so sehr gewünscht. Warum wird es jetzt zum Stresstest? Gut, es ist nicht selbstbestimmt, nicht normal, eher eine Zwangslage. Und genau das kann man als Chance nutzen. Schlechte Zeiten sind gute Zeiten für einen neuen Blickwinkel auf seine
Beziehung und sich selbst. Am Ende stehen keine einfachen Antworten. Vielleicht aber neue Erkenntnisse und überfällige Entscheidungen. Fazit: Eine gemeinsam bestandene Prüfung lässt nicht nur den Menschen wachsen, sondern auch die Liebe.
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