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Beitrag vom 01.09.2020
Dieses Thema hat viel Zündstoff - unter Paaren besonders - wo fängt der Betrug an, wo hört er auf? Ist Porno gleich Porno? Wo ist hierbei die "Rote Linie"? Kann man dem
Pornokonsum auch etwas Positives abgewinnen?
Auf der Wunschliste von Verliebten steht immer noch an oberster Stelle die
Treue. Geht man in die Tiefe, gibt es bei der Definition von Treue ein breites Spektrum. Je nach Geschlecht, Alter, Erfahrung, gesellschaftlichen Normen, Lebensphase oder individueller Geschichte.
Für Tanja bedeutet Fremdgehen all das, was im Heimlichen passiert. Wenn ich auch mit Nachbohren keine Antwort von meinem Freund bekomme. Das bezieht sich auf viele Situationen im Alltag, auch ohne Sex. Für mich steht fest: Er geht mir fremd, sobald er nicht mehr in der Lage ist, mir alles zu erzählen. Punkt.
Andere Perspektive: Solange es sich nicht um reale Frauen oder Männer handelt, findet das alles doch nur im Kopf statt. Man ist ja nicht auf einen bestimmten Schauspieler fixiert und himmelt den an, sondern auf die Action, die auch variieren sollte, sonst wird´s auch hier bald langweilig. Oft stellt man sich sowieso seinen eigenen Partner dabei vor und freut sich darauf, es mit ihm auszuprobieren. Manche Filme sollen sogar pädagogisch wertvoll sein. Vielleicht hat man gar nicht gewusst, dass es auch andersrum Spass macht! Das also hat für viele in einer festen
Beziehung nicht direkt etwas mit Untreue zu tun.
Inspiration hoch zwei
Lisa ertappt Max, mit dem sie seit vier Jahren zusammenlebt, wie er einen Porno schaut und es offensichtlich geniesst. Ups, schnell macht sie die Tür wieder zu. Dann fängt sie leise an zu weinen, es fühlt sich in diesem Moment wie ein Betrug an. Max klopft an die Badezimmertür - ganz zärtlich. Es ist ihm total peinlich und es tut ihm leid, dass er sie damit verletzt hat. Er hat ein richtig schlechtes Gewissen. Dann sitzen sie mit einem Glas Rotwein und Kerzen auf dem Badvorleger.
Max schwört, dass sie für ihn das Grösste ist, keine andere Frau ihn interessiert und er auch nichts vermisst. "Lass uns doch zusammen schauen, nur du und ich, eng aneinander - alles andere findet doch nur in der virtuellen Welt statt."
Hot Love im Highspeed-Internet
Zwei Manager im internationalen Business sind seit kurzem ein Paar. Obwohl sie frisch verliebt sind, bleibt ihnen nicht viel Zeit gemeinsam. Termine, Termine und nochmals Termine. Es bleibt die Sehnsucht zum Geliebten, einsame Hotelzimmer in weit entfernten Ländern. Erotische Facetime-Anrufe scheitern allein an der Zeitverschiebung - in einem Meeting kommt das nicht gut an. Die Gefühle fahren Karussell und die Auswahl an erotischen Filmen aus der homosexuellen Szene scheint gefühlt unendlich.
Doch es fühlt sich komisch an, denn beide wissen, dass jeder lieber zusammen mit seinem Partner den Sex geniessen will und nicht mit einem Schauspieler eines Films mit Untertitel. Endlich wieder gemeinsam an einem Ort, nehmen sie ihren eigenen, sehr intimen Film mit der Kamera auf. Mit diesem im Gepäck reist es sich viel leichter und entspannter. Eine Fortsetzung folgt bestimmt.
Wenn die rote Linie überschritten wird
Für manch tolerante Paare ist es ok, wenn der Partner seine/ihre sexuellen Vorlieben - besonders die schrägsten Fetische - in
Pornos alleine auslebt. Lust an Latex, Dendrophilie (Sex mit Bäumen) ist nicht jedermanns oder jederfraus Ding. Man muss auch gönnen können und froh sein, wenn man nicht mitspielen muss oder der Partner sich aktiv woanders austobt (ein Baum wäre da ja noch das kleinste Übel). Vorausgesetzt, er verliert nicht die Lust am gesunden, gleichberechtigten Liebesleben in der Beziehung und er oder sie setzt nicht noch einen drauf. Damit sind erotische Anrufe, WhatsApp & Co. gemeint. Dann braucht es klärende Worte.
Kritisch wird die ganze Sache mit den Pornos inklusive
Solo-Sex, wenn Gewalt gegen Frauen, Männer oder Tiere das Drehbuch dominiert. Wenn sie als Sexobjekte erniedrigt und misshandelt werden. Spätestens dann sollte man die Reissleine ziehen und sich Unterstützung holen.
Die Dosis macht das GiftDie Sache fängt meist harmlos an: Man ist mit sich und dem
Medium, auf dem der Porno läuft, alleine. Das heisst auch, ich brauche auf nichts und niemanden Rücksicht zu nehmen - das lästige Vorspiel entfällt und es geht gleich zur Sache. Nach und nach tritt der reale Sex mit dem Partner in den Hintergrund - todlangweilig. Extreme Praktiken geben den ultimativen Kick, die Darsteller sind jung, knackig, hemmungslos. Wenn dann die Ansprüche an sich selbst immer höher, länger, härter, extremer werden, ist das die Initialzündung für einen übertriebenen Konsum.
Wie bei allen Lastern, plagen einen auch nach dem Pornoschauen meistens die Gewissensbisse. Ist das fair gegenüber meinem Partner, fühlt er/sie sich vernachlässigt oder als Sexobjekt (so wie im Film) benutzt? Bei nächster Gelegenheit sind diese Gedanken rasch über den Haufen geworfen. Wie bei anderen Rauschmitteln auch, können ebenfalls Veränderungen des Bewusstseins, des sozialen Verhaltens und andere Anzeichen auftreten. Sie werden jedoch meist ignoriert und in Kauf genommen.
Fazit: Ohne ehrliche Gespräche, einen offenen Austausch über das Thema "
Pornokonsum" ist der Weg in eine glückliche Beziehung auf Augenhöhe steinig bis unpassierbar.
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