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Beitrag vom 17.01.2020
Für die einen sind sie kleine Monster oder Nervensägen, für die anderen das grösste
Glück auf Erden:
Kinder.
So wünscht sich die erste Gruppe schon mal gerne kinderfreie Zonen und Hotels für Erwachsene. Vor allem im Urlaub, wenn Ruhe und Entspannung auf dem Plan stehen.
Die anderen hingegen möchten so viel wie möglich sogenannte Quality-Time mit Kind und Kegel. Sowohl zu Hause wie auch im Urlaub. Einige fühlen sich sogar erst mit einer kompletten Fussballmannschaft als richtige Familie.
Kinder stellen das Leben eines Paares auf den Kopf, zerren teilweise ganz schön an den Nerven und sie kosten auch Geld. Nicht gerade wenig, wenn man im Durchschnitt nur mal 18 Jahre für ein Kind hochrechnet.
Doch sind sie auch das schönste Ergebnis einer
Liebe zwischen zwei Menschen und sind selbst Liebe pur. Sie bescheren bezaubernde und unvergessliche Momente. Irgendwann fangen sie an, eigene Wege zu gehen. Doch auch danach sind sie immer noch ein Teil des Lebens der Eltern. Es gibt neue wundervolle Erlebnisse und Ereignisse.
Natürlich hört auch die Verantwortung nicht auf. Doch verschiebt sich diese im Laufe der Zeit. So werden aus Eltern meistens auch Grosseltern und irgendwann kommt der Punkt, wo die erwachsenen Kinder Verantwortung für ihre Eltern übernehmen. Eigentlich ein perfekter Kreislauf. Doch ist es wirklich so einfach?
So unterschiedlich die Ansichten, so verschieden die Motive
Tatsächlich sind es nicht nur Männer, sondern häufiger sogar Frauen, die keine
Kinder möchten. Hinter solch einer bewussten Entscheidung für ein kinderloses Leben liegt häufig der Wunsch nach beruflichem Erfolg. Doch auch die persönliche und finanzielle Freiheit ist für viele ein wichtiger Aspekt. Und es lässt sich noch ein weiteres Argument finden. Die zunehmend unsichere Entwicklung in den verschiedenen Bereichen und damit auch der
Zukunft bewegt einige dazu, sich gegen ein Kind zu entscheiden.
Nichtsdestotrotz ist die Anzahl derer mit
Kinderwunsch um einiges grösser. Dabei halten sich bei ein, zwei und drei Kindern Männer und Frauen in etwa die Waage. Bei mehr als drei gewünschten Kindern überwiegen die Männer ein wenig. Da sag nochmal einer, dass Männer nicht wollen ...
Die Motive für einen Kinderwunsch können ganz unterschiedlich sein:
* Überwindung der Einsamkeit oder Erfüllung der Lebensaufgabe (selbstbezogenes Motiv)
* Beseitigung von Problemen in der
Beziehung oder Stabilisierung der
Partnerschaft/Ehe (Motiv bezogen auf die Partner)
* Ansicht, dass Kinder eine Familie ausmachen (durch gängige Normen geprägtes Motiv)
* Das Drängen der eigenen Eltern nach Enkelkindern (sozial bedingtes Motiv)
Wenn das Leben vom Kinderwunsch bestimmt wird
Unabhängig von der
Motivation für ein Kind beziehungsweise
Kinder, stehen dem Wunsch auch oft Beklemmungen gegenüber. Denn es handelt sich um einen massiven Einschnitt in die bislang gelebte Zweisamkeit. Hierbei wird von einer Ambivalenz, also Zwiespältigkeit von Gedanken, Gefühlen und Bestrebungen, bezogen auf die begleitenden Veränderungen, gesprochen. Dies ist völlig normal und sogar ein wichtiger Punkt bei der Entscheidungsfindung.
Es gibt jedoch auch Paare, bei denen diese Zwiespältigkeit fehlt, weil der
Kinderwunsch über allem steht. So werden nicht nur weitere Bereiche diesem untergeordnet, sondern das Leben weitestgehend davon beherrscht. Eine Zeit, die kräftezehrend und mit einem hohen Leidensdruck verbunden ist.
Mit einer angehenden Schwangerschaft kann sich die Situation dann meistens ein wenig entspannen, ist jedoch noch nicht ganz vorüber. Leider kann solch ein starker Wunsch auch dazu führen, dass die
Partnerschaft/Ehe daran zerbricht.
Denn häufig gesellen sich zu dem Druck auch noch
Gefühle wie Unfähigkeit und Verzweiflung dazu. Manchmal nur bei einem, manchmal auch bei beiden Partnern. Eine Belastung, die nicht immer über längere Zeit zu stemmen ist.
Wann ist der perfekte Zeitpunkt?
Es heisst: Der richtige Zeitpunkt ist, wenn man ihn dazu macht. Prinzipiell steht dieser Sichtweise auch nichts entgegen. Doch sollte man sich bewusst sein, dass es nicht um die Entscheidung für ein neues Auto geht oder man einen Jobwechsel ins Auge fasst. Das JA zu einem Kind ist von weit grösserem Ausmass. Es geht um die Bereitschaft, selbst (ein wenig) zurück zu stecken und um die Verantwortung für ein weiteres Menschenleben. Es geht um die Investition von Zeit und Geld. Einschränkungen und neue zusätzliche Belastungen sind Begleiter der nächsten (etwa) 18 Jahre.
Natürlich spielt auch das Alter beim
Kinderwunsch eine Rolle. Eine gute Portion Lebenserfahrung kann ganz sicher nicht schaden. Doch sind da auch noch die körperlichen Voraussetzungen bezogen auf eine Schwangerschaft. Und nicht zu vergessen die Zeitspanne, bis das Kind auf eigenen Füssen stehen kann.
Und was ist, wenn nur ein Partner zu 100 Prozent hinter dem Kinderwunsch steht? Hier ist die Frage, ob es sich um ein grundsätzliches Nein des anderen handelt, oder ob ein Kinderwunsch vorhanden ist, aber aktuell noch andere Dinge Vorrang haben.
Während man in der zweiten Situation gemeinsam einen etwaigen Zeitpunkt definieren kann, dürften die Voraussetzungen in der ersten
Konstellation eher nicht für eine gemeinsame Familiengründung sprechen.
Was, wenn es nur beim Kinderwunsch bleibt?
Im ersten Schritt sollte durch spezielle Untersuchungen geklärt werden, ob beispielsweise bei der Frau Unfruchtbarkeit oder beim Mann Sterilität vorliegen. In beiden Fällen können die Ursachen dafür ganz unterschiedlich sein. Vielfach lassen sich diese dann mit abgestimmten Massnahmen angehen. Nach erfolgreicher Durchführung kann durchaus eine Schwangerschaft auch auf natürlichem Wege möglich sein.
Ansonsten gibt es verschiedene Verfahren im Bereich der Kinderwunscherfüllung. Welche davon passend sind, muss immer individuell bezogen auf die jeweiligen Voraussetzungen abgeklärt werden.
Dabei ist es wichtig, sich nicht zu sehr auf das Ergebnis zu versteifen oder sich in nicht enden wollenden Versuchen zu verlieren. Das tut weder dem jeweiligen Partner noch der
Partnerschaft gut.
Auch wenn es schwerfällt, sollte man nach einer gewissen Zeit ohne Erfolg gemeinsam einen alternativen
Lebensplan ohne (eigene)
Kinder entwickeln, falls nicht eine Adoption in Frage kommt beispielsweise.
Manchmal ist Loslassen die bessere Aktivität
Sind jedoch keinerlei oben genannte Probleme ersichtlich, bedeutet das nicht gleich das Ende von allem. Vielmehr sollte dies als reale Chance gesehen werden. Nun heisst es, diese sinnvoll zu nutzen.
Dazu gilt es, die Gedanken an ein Kind loszulassen. So paradox es auch klingen mag, ist es doch die beste Grundlage. Die Konzentration sollte wieder auf die Partnerschaft und auch auf die eigenen Wünsche und Bedürfnisse gerichtet werden. Miteinander reden und Gefühle austauschen, Zärtlichkeiten und Sexualität mit Freude verbinden. Gemeinsam das Leben geniessen, sich Halt geben und offen sein für die Dinge, die da noch kommen. Eine ausgewogene Ernährung, ein gesunder Lebenswandel und regelmässige (nicht übertriebene) Bewegung sind in jedem Fall gute Begleiter.
Sinnvoll kann in dieser Phase auch ein Austausch mit Menschen sein, die sich in einer ähnlichen Situation befinden. Die eigenen Gedanken und Gefühle, aber auch Erfahrungen und Sorgen zu teilen, unterstützen einen stressfreieren Umgang mit dem Thema.
Was nicht förderlich ist: Die Frage nach dem Warum zu zerdenken oder zu zerreden, die Partnerschaft infrage zu stellen, Gedanken über (eigene) Unfähigkeit, Vorwürfe sich selbst oder dem Partner gegenüber, Verzweiflung, Wut, Sex nach Plan etc. All dies ist mit negativen Energien verbunden, die eher kontraproduktiv wirken. Auch bezogen auf das Miteinander.
Entspannung, Abstand und Neuausrichtung haben schon oft dazu geführt, dass sich unverhofft der Kinderwunsch erfüllt hat. Also nicht gleich die Flinte ins Korn werfen, wenn das Projekt Baby nicht schon nach kurzer Zeit von Erfolg gekrönt ist. Und auch hier kann ein Plan B für Ablenkung sorgen. Vielleicht eröffnen sich dabei ja sogar neue Horizonte.
Entscheidung bewusst treffen
Im Gegensatz zu anderen Bereichen unseres Lebens, ist die Entscheidung für ein Kind oder auch für Kinder mit einer ewig währenden Verpflichtung verbunden. Dieser Schritt sollte von beiden Partnern wohl überlegt sein.
Und auch, wenn es um alternative Lösungen geht, den Kinderwunsch zu erfüllen, sollten immer beide Partner zu 100 Prozent von der Option überzeugt sein. Nur dann kann das Gefühl, eine Familie zu sein, auch gelebt werden. Nur dann gibt es keinerlei Reibungspunkte. Und nur dann wird auch dem Kind die Umgebung geboten, die es verdient hat.
Es sollte niemals eine rein egoistische Entscheidung sein. Es wäre nicht fair dem Kind gegenüber. Und sich selbst beziehungsweise der Partnerschaft tut man sicher so auch nichts Gutes.
Kinder können alles sein:
Engel, Nervensägen, kleine Monster, das grösste Geschenk des Lebens. Meist sind sie auch alles, im Wechsel.
Doch egal, wie sehr sie das Leben als Paar auch durcheinander wirbeln, sie können weder stumm geschaltet noch umgetauscht oder zurückgegeben werden.
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