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Beitrag vom 01.01.2021
Frauen unter den
Narzissten sind starke Persönlichkeiten und das zu 100 Prozent im Privatem und im Job. Als Perfektionistinnen bauen sie sich selbst Druck auf, stehen ständig unter Starkstrom. Auf ihr Äusseres legen sie extrem hohen Wert. Mit viel Energie und Geld streben sie krampfhaft nach dem aktuell angesagten Schönheitsideal. Wespentaille, Botox-Lippen, Extentions, Jeans in Size Zero, das volle Programm (so das Klischee).
Männer unter den Narzissten betreten einen Raum und es wird still, nur sie selbst sind laut. Ihre
Aura füllt alles aus und stellt alle anderen in den Schatten. Sie sitzen in Vorstandsetagen, an den Zentralen der Macht und in Regierungsposten auf der ganzen Welt.
Keine Studie hat bewiesen, dass Narzissten leistungsfähigere Manager sind, schreibt die französische Autorin Marie-France Hirigoyen. Im Gegenteil, durch ihre Unehrlichkeit, Inkompetenz und fehlende
Empathie sind sie nicht in der Lage, etwas Nachhaltiges zu schaffen.
Toll, toller, am tollsten
Im Gegensatz zu dem männlichen Pendant checken narzisstische
Frauen pausenlos, wie sie gefallen, wie sie beim Publikum ankommen. Ein Zick-Zack-Kurs zwischen grandios und armselig, zwischen Winner und Loser. Aufmerksamkeit von ihrem Umfeld und positive Rückmeldung sind ihre tägliche Dosis. Erst, wenn sie so gefüttert werden, fühlen sie sich grossartig, geliebt und überhaupt als die Beste und Schönste.
Aber wehe, es bleibt aus. Ganz katastrophal ist, für eine
Narzisstin Versagen, Fehler, Kritik, Ignoranz. Dann fällt sie in ein tiefes Loch der Selbstzweifel, ihr Selbstwertgefühl wird unterirdisch. Um ihren Hunger nach Anerkennung doch noch zu stillen, stopft sie sich mit Dingen voll, die sie vorher streng von ihrem Diätplan gestrichen hat. Häufig folgt bei diesem Frauentyp ein unnatürliches Essverhalten, so sagen es die Statistiken.
Die Narzisstin, die Drama-Queen
Als leitende Angestellte ist Elisabeth organisiert und sie funktioniert. Im alltäglichen, privaten Leben sieht es anders aus. Hier legt sie eine Imperfektion an den Tag, die sowohl Hermann als auch die erwachsenen Kinder immer wieder überfordert und extrem nervt.
Ein lang geplanter Abend mit der ganzen Familie, erst Filmpremiere, dann zum Lieblingsitaliener. Man trifft sich freudig vor dem Kino, alle haben sich eingefunden, wo bleibt Elisabeth? Mobil ist sie nicht erreichbar, langsam wird es eng.
Nach der Werbung kommt eine SMS: Ihr glaubt nicht, was mir passiert ist. Ich habe meinen Ohrstecker verschluckt, den mit den echten Perlen. Beim Reinfummeln des einen, hatte ich den zweiten zwischen den Lippen, dann ist eine Tür zugeschlagen. Hab ich mich erschreckt. Nun ist er irgendwo in meinem Verdauungstrakt. Habe sofort Dr. Meier angerufen, der sagt viel trinken und Dinge essen, die aufquellen. Also kurzum, ich komme direkt zum Italiener und warte auf euch. Viel Spass beim Film. Mama.
Die Story ist bei allen Gästen bereits Gesprächsthema, Luigi und der Chefkoch empfehlen fürsorglich ein Spezial-Menü, damit das Objekt geschmeidig einen natürlichen Ausgang finden kann. Wasser - mit viel Luganer verfeinert - Bruschetta, Minestrone, Risotto mit Pilzen, süsse Pollenta zum Dessert. Elisabeth ist in ihrem Element, alle tanzen um sie herum. Und sie tanzt den Beteiligten auf der Nase.
Elisabeth ist Drehbuchautorin, Regisseurin und Hauptdarstellerin in einer Person. Es gibt viele Statisten und einige Fehlbesetzungen, Hermann. Titel: Chaos mit Ansagen.
Das Einzige, das hilft: Nichts!
Es ist mal wieder so weit, Elisabeth explodiert, weil der Tag schon dramatisch anfängt. Sie hat sich vergriffen, Vollmilch in den Kaffee geschüttet, nicht die laktosefreie. Wer stellt die auch in ihren Kühlschrank? Dann meldet sich die Kollegin per SMS arbeitsunfähig, ihr Kleid aus der Reinigung hat noch Flecken, in der Post ein Park-Knöllchen. Alle haben sich gegen mich verschworen, die wollen mich fertig machen.
Ihr Partner kennt das zur Genüge, er folgt dann einem bewährten Rezept: Links rein, rechts raus. Augen zu und durch. Früher hat Hermann sie bei Wutausbrüchen in den Arm genommen, damit sie wieder herunterkommt. Mit sanfter Stimme hat er ihr einen Weg aufgezeigt, eine Lösung angeboten: Lass uns das in Ruhe gemeinsam angehen, es ist doch kein Weltuntergang.
Bei ihr kommt das so an:
1. Er sieht einfach nicht, wie schrecklich das alles ist. Zu doof, zu naiv.
2. Was bildet er sich ein? Der kann mein Unglück nicht beurteilen. Er hat doch keine Ahnung, wie es in mir aussieht. Und jetzt spielt er sich als mein Erzieher auf. Aber ohne mich!
3. Wenn er glaubt, er könnte mich verdrehen, dann hat er sich aber schön getäuscht. Wer sich ändern muss, ist er und die Kollegin, das Ordnungsamt und überhaupt die ganze Welt um mich herum.
Irgendwann lief Hermanns Fass über, nichts ging mehr. Seine Geduld war genauso am Boden, wie seine Kraft. Letzter Versuch: Elisabeth, ich liebe dich, aber ab jetzt muss ich an mich denken, mich vor dir schützen. Wenn du so bleibst, wie du bist, dann aber ohne mich. Wumms - das sass.
Extrem exzentrisch, extrem anstrengendEine
Narzisstin ist für Menschen in ihrem Umkreis eine teils unerträgliche Persönlichkeit. Ihre extreme Art verschreckt Freunde, Kollegen, Familie - sie wird oft verlassen, ignoriert, links liegen gelassen. Das nagt an ihrem Selbstbild, macht sie unglücklich und einsam. Der Schrei nach Aufmerksamkeit wird nicht gehört.
Gelingt es ihr - mit welcher Unterstützung auch immer - zu erkennen, dass sie das Problem ist, dass ihr Verhalten das eigentliche Drama ist, dann hat sie den richtigen Weg eingeschlagen. Egal wie lang er ist, er beginnt immer mit dem ersten Schritt.
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