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Beitrag vom 22.01.2025
Seelische, körperliche, sexualisierte oder ökonomische Gewalt zeigt sich unabhängig von Alter, Nationalität, gesellschaftlichem Status, sexueller Orientierung oder Religionszugehörigkeit -
Partnerschaftsgewalt kann jeden treffen.
Es ist kein privates, sondern ein gesellschaftliches Problem, weil es leider immer noch verharmlost wird. Die Wahrheit ist jedoch: Die Schuld liegt immer beim Täter.
Berücksichtigt man die hohe Dunkelziffer, so ist Partnerschaftsgewalt in jeder Minute, weltweit vermutlich in jeder Sekunde, die traurige Realität.
Ein mittlerweile alltägliches Phänomen, das meist hinter verschlossenen Türen geschieht. Opfer ertragen teilweise jahrelang im Stillen den Alptraum der Partnerschaftsgewalt. Stehen dabei häufig unter permanenter Beobachtung der Täter, auf Schritt und Tritt verfolgt, elektronisch überwacht, isoliert.
Keine Geborgenheit und keine
Liebe, kein Schutz und kein Frieden.
Trotzdem ist es möglich, für die eigene Sicherheit zu sorgen.
In unserem Artikel haben wir einen kurzen Guide zusammengestellt, was es für den
Notfallplan und
Notfallkoffer braucht, wie ohne Worte mit
Handzeichen auf eine Notsituation aufmerksam gemacht werden kann und welche
Anlaufstellen es in der Schweiz, in Österreich, Deutschland und Luxemburg für Opfer gibt.
Persönlicher Notfallplan
Wer
Partnerschaftsgewalt erlebt, sollte auf eine Krisensituation vorbereitet sein und mit einem persönlichen
Notfallplan für die eigene Sicherheit sorgen.
1. Wo kann ein Telefon oder Handy im Notfall benutzt werden?
Wenn es nicht möglich ist, zu Hause zu telefonieren, oder möglicherweise das Handy überwacht wird, ist eine Anlaufstelle wichtig, um jemanden zu informieren oder einen Notruf absetzen zu können.
2. Wer ist eine Person des Vertrauens?
Diese Person von Anfang an in den Notfallplan einweihen und am besten auch gleich ein Codewort vereinbaren, wenn es schnell und heimlich gehen muss. Abklären, ob die Vertrauensperson auch bei wichtigen Gesprächen oder Terminen begleiten würde. Ansonsten Beratungsstellen zur Partnerschaftsgewalt in Anspruch nehmen.
3. Welche Telefonnummern sind wichtig?
Notruf, Freunde, Verwandte, Bekannte, Beratungsstelle und Frauenhaus sollten immer zur Hand sein.
4. Wie und wohin ist eine Flucht möglich?
Einerseits ist es wichtig, den Transport zu durchdenken, wenn kein eigenes Auto zur Verfügung steht oder dieses nicht so einfach genutzt werden kann. Andererseits sollte auch eine Übernachtungsmöglichkeit vorab in Absprache mit Freunden, Verwandten oder anderen
Anlaufstellen geklärt sein.
5. Was sollte noch griffbereit sein?
Reserveschlüssel für Wohnung, Auto und wo sonst noch Zutritt benötigt wird sowie Geld. Wichtig ist ein unauffälliges und doch sicheres Versteck.
6. Woran gilt es noch zu denken?
Wenn es Kinder gibt, sollten diese abhängig vom Alter auf die Situation vorbereitet und auch in den Notfallplan eingeweiht werden.
Zur Sicherheit sollte ein neues Bankkonto eröffnet werden. Unterlagen und Karte bei der Vertrauensperson in Verwahrung geben.
Wenn es Wertgegenstände gibt, sollten diese zwischenzeitlich sicher deponiert werden.
Ebenso sollte ein
Notfallkoffer gepackt und an einen sicheren Ort gebracht werden.
Was gehört in den Notfallkoffer?
- Personalausweis, Reisepass, Kinderausweis, Führerschein
- Geburtsurkunden aller Beteiligten, Heiratsurkunde, eventuell Stammbuch
- Sozialversicherungsbescheinigung, Krankenkassenkarte, Rentenbescheide, Kindergeld
- Bankunterlagen, Sparbücher, Bargeld, Kontokarte
- Zeugnisse, Arbeitspapiere und -unterlagen, Steuerkarte
- Persönliche Verträge
- Schulsachen
- Ersatzkleidung für alle und Hygieneartikel
- Reserveschlüssel
- Persönliches wie Medikamente, Adressbuch, Passwörter, Fotos, Erinnerungsstücke, Spielzeug ...
SOS – Notzeichen und Notfallassistent
Das
Handzeichen Signal for Help und der sogenannte Notfallmodus für Smartphones können im Notfall wie beim Erleben von
Partnerschaftsgewalt Leben retten, wenn ein sprach- oder textbasierter Notruf nicht möglich ist.
Signal for HelpDer stille Notruf - auf eine Notsituation aufmerksam machen, ohne ein Wort sagen zu müssen. Im Zuge des ersten Lockdowns während der Pandemie von der kanadischen Frauenorganisation Canadian Women´s Foundation entwickelt, hat sich dank internationaler Medien und Nachrichtenagenturen dieses Handzeichen als Notcode weltweit verbreitet und über die Zeit hinweg als internationales Notzeichen, über die Partnerschaftsgewalt hinaus, etabliert.
Es kann von Frauen als auch Männern gleichermassen genutzt werden.
Um unbemerkt, aber wirkungsvoll Aufmerksamkeit zu erregen, ist das Handzeichen nicht statisch, sondern eine Bewegung.
1. Die Hand wird gehoben oder zur Seite hochgehalten, die Handinnenfläche zeigt zum Gegenüber, alle Finger sind gestreckt.
2. Anschliessend wird der Daumen auf die Innenseite der Handfläche gelegt, die übrigen Finger bleiben gestreckt.
3. Dann werden die vier Finger über den Daumen geklappt und zur Faust geschlossen. Nun sieht es so aus, als wäre der Daumen in einer Falle gefangen.
Notfallmodus für SmartphonesNeuere Handys verfügen in den Einstellungen über sogenannte vorinstallierte Notfallassistenten, die individuell eingestellt werden können.
Nach der Einrichtung lassen sich beispielsweise durch schnelles mehrmaliges Drücken einer Taste Notfallkontakte automatisch informieren und/oder unbemerkt ein Notruf absetzen.
Wichtige Anlaufstellen für Opfer
Schweiz, Österreich, Deutschland und LuxemburgHier bekommen Opfer Informationen und Beratung, finden ein offenes Ohr sowie schnell und unkompliziert eine sichere Zuflucht.
Kostenlos, vertraulich, auf Wunsch anonym und teilweise rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr sind die Helfer für Betroffene da.
Wem es noch nicht bekannt ist - es gibt eine einheitliche Notrufnummer in der EU: Der
Euronotruf 112 ist nicht nur in den 27 Mitgliedstaaten der EU verfügbar, sondern auch in Ländern wie Lichtenstein und Schweiz.
SchweizPolizei: Telefon 117
Medizinischer Notruf: Telefon 144
BIF Beratungsstelle für Frauen: Telefon 044 278 99 99
https://www.bif-frauenberatung.ch/
Online- und Chatberatung
https://www.onlineopferberatung.ch/
Beratungsstellen der Opferhilfe
https://www.opferhilfe-schweiz.ch/de/wo-finde-ich-hilfe/
Dachorganisation der Frauenhäuser Schweiz und Lichtenstein
https://www.frauenhaeuser.ch/de/frauenhaeuser
Beratung und Unterkunft für Männer und Väter
https://www.zwueschehalt.ch/
ÖsterreichPolizei: Telefon 133
SMS Polizei: 0800 133 133 (auch Notruf für Gehörlose)
Frauenhelpline Hotline gegen Gewalt: Telefon 0800 222 555
Gewaltschutzzentren für Betroffene von Gewalt: Telefon 0800 700 217
https://www.gewaltschutzzentrum.at/
AÖF - Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser
https://www.aoef.at/index.php/frauenhaeuser
Frauen- und Mädchenberatungsstellen
https://www.netzwerk-frauenberatung.at/beratung/
HelpChat für Frauen und Mädchen
http://https://www.haltdergewalt.at/
Frauenberatungsstellen bei sexueller Gewalt
https://www.sexuellegewalt.at/hilfe-bekommen/bafoe-frauenberatungsstellen/
Krisenhelpline Männerinfo: Telefon 0800 400 777
https://www.maennerinfo.at/beratungsstellen
Hotline Männernotruf: Telefon 0800 246 247
https://www.maennernotruf.at/
DeutschlandPolizei: Telefon 110
Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen: Telefon 116 016 (in 19 Sprachen)
https://www.hilfetelefon.de/
Suchmaschine für Hilfs- und Beratungsangebote vor Ort
https://www.frauen-gegen-gewalt.de/de/hilfe-vor-ort/
Hilfetelefon sexueller Missbrauch: Telefon 0800 22 55 530
https://www.hilfeportal-missbrauch.de/startseite/
Frauenhaussuche: Telefon 030 338 43 42 0
https://www.frauenhauskoordinierung.de/
Männertelefon: Telefon 0800 123 99 00
https://www.maennerhilfetelefon.de/
Inkognito-App vom Verein Gewaltfrei in die
Zukunft e.V.
Einfacher Zugang zu Informationen und Unterstützungsmöglichkeiten, Funktion ein Gewalttagebuch zu führen
https://www.gewaltfrei-in-die-zukunft.de/app
LuxemburgPolizei: Telefon 113
Helpline zu Gewalt: Telefon 2060 1060
https://violence.lu/
Beratung von Femmes en détresse VISAVI: Telefon 49 08 77-1
https://fed.lu/wp/contact/
Frauenhaus von FED: Telefon 44 81 81
Beratung bei Info-Mann: Telefon 27 49 65
https://acttogether.lu/infomann/
Wenn Sie in Ihrem Umfeld ein Opfer von
Partnerschaftsgewalt kennen, schauen Sie hin und nicht weg. Zögern Sie nicht, der Person Beistand anzubieten, sie beispielsweise mit Informationen zu
Notfallplan,
Notfallkoffer,
Handzeichen und wichtigen
Anlaufstellen zu versorgen und im Notfall die Polizei zu rufen!
Falls Sie selbst Opfer von Gewalt in der
Beziehung sind, scheuen Sie sich nicht, Unterstützungsangebote in Anspruch zu nehmen. Sich aus der Spirale der Gewalt zu befreien, kostet Mut und Kraft, aber der Weg ist es wert gegangen zu werden!
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