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Beitrag vom 29.06.2016
Irgendwann kommen wir wahrscheinlich alle an den Punkt, wo wir uns nach dem
Sinn des Lebens fragen. Wo wir uns unsicher sind, welcher Weg der Richtige ist. Sorgen und Bangnis treten immer wieder an die Oberfläche und unsere Wünsche werden auf die lange Bank geschoben. Wir sind so mit der Bewältigung der täglichen Herausforderungen beschäftigt, dass wir den notwendigen Abstand zu unserem
Leben verlieren. Was uns fehlt, ist eine objektive Sichtweise und das Erkennen unseres eigenen Ich‘s sowie unseres Lebens.
Vor allem in unserer heutigen hektischen und unbeständigen Zeit, benötigen wir manchmal menschlichen Trost und persönliche Unterstützung. Es geht nicht zwangsläufig darum, einen Blick in die
Zukunft zu erlangen, sondern vielmehr um die Betrachtung von Sorgen, anstehenden Entscheidungen und Zielen mit der Absicht, Möglichkeiten oder Lösungen zu erkennen und die notwendigen Massnahmen zu ergreifen. Oftmals werden so auch Denkansätze untermauert, die bereits in uns geschlummert haben und so nochmals bestätigt werden.
Wahrsagen kann hier Licht ins Dunkel bringen. Doch was steckt genau dahinter und was gilt es dabei zu beachten?
Was steckt dahinter?
Der Begriff Wahrsagen ist wohl jedem von uns schon mal über den Weg gelaufen. Hiermit ist die versuchte Vorhersage von zukünftigen Ereignissen, aber auch die Betrachtung von vergangenen oder gegenwärtigen Begebenheiten gemeint, über die der Ratsuchende keinerlei Wissen besitzt. Es gibt hierzu verschiedene Methoden und Praktiken, die zum Einsatz kommen können.
Das Wahrsagen wird umgangssprachlich auch als
Wahrsagung oder Wahrsagerei bezeichnet, wobei diese Begrifflichkeit für eine negative Bewertung steht. Des Weiteren fallen in diesem Zusammenhang auch oftmals die Begriffe
Divination - aus dem Lateinischen divinatio - Erforschung des göttlichen Willens oder Wahrsagung und
Mantik - aus dem Altgriechischen mantikḗ téchnē - Kunst der
Zukunftsdeutung.
Sowohl Ethnologie, Kulturgeschichte wie auch Religionswissenschaften beschäftigen sich mit dem Thema Wahrsagung. Wohingegen die katholische Kirche wie auch evangelische Theologen hierbei von Aberglauben sprechen und jegliche Methoden und Praktiken mit der Argumentation, sie seien mit dem Glauben der Kirche nicht vereinbar und stellen eine Vermessenheit gegenüber Gott dar, ganz vehement ablehnen. Wissenschaftlich wurde die Möglichkeit, ob eine Vorhersage durch einen
Wahrsager/eine
Wahrsagerin überhaupt machbar ist, seit dem 18. Jahrhundert nicht mehr öffentlich diskutiert.
Schon die Herrscher im alten Orient nutzten die Wahrsagung für ihre Zwecke. Verschiedenen Quellen zufolge wurden schon etwa Mitte des 3. Jahrhunderts v. Chr. verschiedene Wahrsagemethoden verwendet, wie beispielsweise mittels eines Opfertieres und der sogenannten Eingeweideschau, auch Leberschau. Im Griechenland der Antike hingegen wurde zum Beispiel neben der Leberschau, die
Traumdeutung, die Vogelschau oder das Befragen eines Orakels genutzt. Die
Götter im Römischen Reich wurden damals auch mittels Eingeweide- oder Vogelschau befragt, um sich so das Einverständnis oder eine Prognose zum Ausgang eines Vorhabens zu holen.
Die Kirche hingegen lehnte Wahrsagungen in jeglicher Form ab. Es kam sogar zu gesetzlichen Verboten im 4. Jahrhundert durch die Christianisierung des Römischen Reiches. Doch trotz unzähliger Verbote, geriet das Wahrsagen nie ganz in Vergessenheit, wie die weitläufige Verbreitung im Mittelalter und der frühen Neuzeit bestätigt.
Wahrsagung hat viele Gesichter
Es gibt ganz unterschiedliche Wege, wie Wahrsager Wissen über Zukünftiges erlangen. So nutzen einige die
Präkognition (lat. vor der Erkenntnis) beziehungsweise das sogenannte zweite Gesicht, was ihnen Wissen intuitiv zugänglich macht. Andere hingegen können auf geheimes Wissen in Bezug auf okkulte Verbindungen zugreifen, wieder andere deuten bestimmte Zeichen, welche symbolisch für Ereignisse in der
Zukunft stehen. So kann hier beispielsweise die
Astrologie (mittels Deutung der Planetenkonstellationen), das
Kartenlegen (Deutung der ausgelegten Karten im Gesamtbild), das
Handlesen (Ziehen von Rückschlüssen aus Beschaffenheit, Linien und Form der Hand) oder ein Orakel (mittels
Ritual oder
Medium werden Informationen gewonnen) zum Einsatz kommen.
In vielen schamanischen Techniken wird sich der sogenannten intuitiven
Wahrsagung bedient, wobei die erhaltenen Informationen dem eigenen Geist des
Schamanen entspringen oder aber dieser stellt seinen Körper für eine begrenzte Zeit verschiedenen körperlosen Wesen oder Göttern zur Verfügung, damit diese ihre Botschaften übermitteln können. Hier wird von einer Besessenheitswahrsagung gesprochen. Andere wiederum arbeiten mit objektiven Gesetzmässigkeiten, woraus sich Schlussfolgerungen ableiten liessen, die als Basis des Wissens über Zukünftiges dienten. Dies wird als Weisheitswahrsagung bezeichnet.
Beim Wahrsagen wird davon ausgegangen, dass der Kosmos im Gesamten einer einheitlichen Struktur unterliegt, mit immer gleichen qualitativen Richtlinien. Die analoge Struktur der Welt sorgt dafür, dass die vorhandenen Teile sich spiegeln. Des Weiteren geht man davon aus, dass Analogien oder gesetzmässige Zusammenhänge bestehen, die in den Bereichen der räumlichen und zeitlichen
Trennung verborgen, aber trotzdem erkennbar sind.
Unterschiedliche Phänomene werden darauf zurückgeführt, da sie anders nicht erklärbar wären. Das Himmlische beziehungsweise Kosmische sowie das Menschliche und Irdische wird in Parallelismus zueinander gesetzt. So würden auch zwischen dem Erkennbaren und (noch) Geheimen bestimmte Analogiebeziehungen vorhanden sein. Mit der Erkenntnis darüber soll auch das Geheime und somit Künftiges erfasst werden können.
Ein weiterer Ansatz bei der Wahrsagung ist der, dass ein Mensch über Träume oder Visionen durch eine Gottheit Wissen über die Zukunft übermittelt wird, was eigentlich nur der göttlichen Instanz direkt zur Verfügung steht.
Warum nicht mal neue Wege gehen?
Grundsätzlich kann wohl gesagt werden, dass sowohl
Vergangenheit,
Gegenwart und
Zukunft die Säulen unseres Lebens sind. Wir können unsere Vergangenheit nicht mehr ändern, aber wir können in der Gegenwart manchmal Entscheidungen in bestimmten Situationen neu treffen, wenn wir Vergangenes akzeptieren und als Erfahrung sehen. So haben wir tatsächlich auch die Möglichkeit in der Gegenwart für die Zukunft zu entscheiden, denn die Zukunft gilt nicht feststehend und als unabänderlich. Oftmals sind Veränderungen notwendig, die wir vielleicht im ersten Moment scheuen, da wir Altbewährtes loslassen müssen. Doch nur so haben wir die Chance uns persönlich weiterzuentwickeln und unseren ganz persönlichen Weg zu verfolgen.
Nutzen wir das Wahrsagen als Bereicherung für unser
Leben, ganz gleich um welches Thema es sich dabei handelt. Die vorliegenden Aussagen sind Tendenzen, die wir je nach Situation für uns nutzen können, wenn wir es denn wollen. Entdecken wir Perspektiven, erkennen wir mögliche Problematiken, lassen wir uns inspirieren und motivieren, leben wir unser wahres Leben.
Der Religionshistoriker Walter Burkert war der Meinung: Die Entscheidungshilfe, die Stärkung des Selbstvertrauens ist wichtiger als ein eigentliches Vorherwissen. Somit könnte eine
Wahrsagung ein Wegweiser durch unser Leben sein, wenn wir mal ins Stocken geraten. Schliesslich bedeutet es nicht, dass wir zu 100 Prozent danach leben müssen.
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