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Gleichberechtigung, Freiheit und Selbstbestimmung - dafür und noch viel mehr steht der Feminismus. Doch obwohl manche Menschen behaupten, die Gleichberechtigung von Mann und Frau sei bereits erreicht, erleben viele weibliche Personen auch im Jahr 2021 noch alltägliche Diskriminierung am Arbeitsplatz, sexuelle Belästigung und Missbrauch, Gewalt sowie vermehrte Armut im Alter und den Gender-Pay-Gap. "We should all be feminists", fordert die nigerianische Schriftstellerin Chimamanda Ngozi. Wir sollten alle Feministen sein. Was die Bewegung ausmacht und warum sie heute wichtiger ist denn je verraten wir Ihnen hier.
Eine Definition gibt es nicht
Eine Definition von "Feminismus" gibt es nicht, weil es den einen Feminismus nicht gibt. Unzählige verschiedene Bewegungen der
Emanzipationsbewegung machen es zu einer Unmöglichkeit, eine einzige Erklärung des Begriffs zu finden - vor allem da sich viele der Thesen und Glaubenssätze der verschiedenen Bewegungen teilweise stark voneinander unterschieden oder sogar widersprechen. Trotzdem verbindet eine Sache wohl doch alle Feminismen: Das Ziel der Emanzipationsbewegung ist gegen Sexismus und die Diskriminierung von
Frauen und für die Gleichberechtigung aller Menschen.
Entstehung
Der
Feminismus ist vielfältig und hat sich je nach Gesellschaft, Milieus und kultureller Epoche verändert. Heute differenziert man zwischen drei Wellen, in welchen
Frauen für ihre Rechte kämpften.
Die erste
Welle schwoll im 19. Jahrhundert an und setzte sich für die politischen und zivilen Grundrechte der Frauen ein. Dass Frauen das Recht zu wählen gewährt wurde (um 1918 in England sowie in Deutschland, in Kanada schon ein Jahr zuvor und im Jahre 1920 in den USA) zierte die Wellenkrone in der Jahrhundertwende. Dieser Durchbruch galt aber grösstenteils nur für wohlsituierte weisse Frauen. Zahlreiche Indigene, Einwanderinnen und Afroamerikanerinnen wurden aussen vor gelassen. In England wurde das Recht zur Wahl erst rund 10 Jahre später (mit dem "Representation of the People Act") Frauen aller Schichten gewährt.
Die zweite Welle lässt sich irgendwo zwischen den 1950er und 1990er-Jahren einordnen. Diese Welle war von den Fragen der wirtschaftlichen und sozialen
Gleichberechtigung von Frauen geprägt. Die Forderung nach Gleichstellung am Arbeitsplatz, die Unterdrückung von Frauen und die
Gewalt gegen weibliche Personen waren wichtige Themen dieser Frauenbewegung.
Anfang der 90er-Jahre rückte die Diversität von Erfahrungen und Identitäten weiter in den Fokus. Die dritte Welle der
Emanzipationsbewegung kennzeichnet sich durch das Hinterfragen der Geschlechterrollen sowie der Definition von Maskulinität innerhalb der bestehenden Gesellschaft.
Heute befinden wir uns laut der Wellentheorie bereits in der vierten Welle; dem Postfeminismus. Doch die Metapher hat eine Schwäche, uns zwar, dass sie einem vermittelt, dass es sich bei dem Thema Feminismus um eine lineare Entwicklung handelt. Doch das tut es nicht, denn die Themen der Ungleichberechtigung und Gewalt beschäftigen Frauen, soweit sie zurückdenken können.
Arten des Feminismus
Vielleicht beschreiben die unzählig verschiedenen Arten der
Emanzipationsbewegung ihre Vielfältigkeit besser. So gibt es z. B. die liberale Art, welche kein ausgearbeitetes Genderkonzept besitzt und die geschlechtliche Ungleichheit in der Demokratie und Gesellschaft kritisiert. Homosexualität oder das Geschlecht werden als persönliche Angelegenheit betrachtet, welche die Möglichkeiten in der Politik und im Beruf nicht beeinträchtigen sollten.
Die konservative Emanzipationsbewegung geht im Gegenteil eher von der Differenz der Geschlechter aus. Die transformative Art sieht die Probleme der Ungleichheit in den Strukturen der Gesellschaft begründet, die er versucht zu verändern, und die ökologische setzt sich gegen die Ausbeutung von
Frauen und Natur in der Gesellschaft und vor allem im patriarchalen Kapitalismus ein. Aus dem schwarzen
Feminismus, der den Rassismus in der amerikanischen und europäischen Gesellschaft kritisierte, entstand die intersektionale Bewegung.
Emanzipation ist für alle
Wenige Männer würden sich als
Feministen beschreiben und der Begriff ist für manche noch immer stigmatisiert. Doch viele Männer sind in ihrem Handeln Feministen, ohne es zu wissen. Wenn sie z. B.
Gewalt gegen Frauen ablehnen oder es unfair finden, wenn ihre Kolleginnen für die gleiche Arbeit weniger bezahlt bekommen. Es geht bei der Emanzipationsbewegung nicht um die Ablösung von Macht und die Unterdrückung des Mannes, sondern vielmehr um gleiche Chancen für alle und die Abschaffung von Geschlechterrollen. Nicht nur Frauen leiden unter dem Druck der Gesellschaft, geschlechtsspezifischen Rollen- und Verhaltensweisen zu erfüllen. Auch Männer werden unterdrückt, indem ihnen zum Beispiel im frühen Alter bereits beigebracht wird, ihre Gefühle zu unterdrücken oder nicht weinen zu dürfen.
Wir sollten alle Feministen sein!
Dass Mädchen die Farbe rosa tragen und Jungs blau, dass Mädchen Kleider tragen und mit Puppen spielen und Jungs stark sein müssen und Autos lieben, zeigt, wie stark diese Rollenbilder in unserer Gesellschaft und den Köpfen der Menschen verankert sind.
Die
Emanzipationsbewegung fordert auch für Männer eine Erweiterung ihrer Möglichkeiten durch Freiheit. Und diese kann nur erzielt werden, wenn alle Menschen sich für
Gleichberechtigung einsetzten. Natürlich heisst das für den Mann mehr zu teilen und auf bestimmte Privilegien zu verzichten, denen er sich vielleicht bisher nicht bewusst war - aber auch viel mehr Möglichkeiten im Leben zu haben.
Es geht schlussendlich darum, gemeinsam gegen Ungleichberechtigung, Ausbeutung und Zwang und für ein besseres Miteinander zu kämpfen. Der
Feminismus glaubt an eine Gesellschaft, in der jeder Platz hat und sich entwickeln und wachsen kann - ganz abgesehen von seinem oder ihrem Geschlecht. Irgendwie wirken die ganzen gender-spezifischen Rollenmuster doch sowieso veraltet - wir leben nur ein einziges Mal und sollten das Beste für uns und unsere Mitmenschen daraus machen.
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