Foto: Yolya Ilyasova / Shutterstock.com
Der Begriff der Transzendenz leitet sich aus dem Lateinischen ab: transcendere. Übersetzt bedeutet dies "übertreten, hinüberschreiten". Mit der Transzendenz erhalten wir das Gegenstück zur sogenannten Immanenz. Immanere, von dem dieser Begriff abstammt, wird mit "anhaften, darin bleiben" übersetzt. Mit Immanenz bezeichnet man also das, was in den Dingen enthalten ist, was ihnen anhaftet. Alles Erhaltende, was sich aus der persönlichen, individuellen Lebensweise ergibt, kann mit Immanenz umschrieben werden. Können wir uns über diese Grenzen hinwegbewegen und das Bezugsfeld der Immanenz verlassen, erreichen wir die Transzendenz. Wir verlassen also das Feld der materiellen Welt, den in der materiellen Welt verankerten Geist und lassen dies alles hinter uns. Anders ausgedrückt ist Transzendenz jenseits aller Erfahrungen und in der Theorie nicht zu erfahren. Dies ist kein Wunder, denn dieser Geisteszustand befindet sich abseits des Alltags-Bewusstseins. So muss das Ego hinter sich gelassen werden. Es kann den Bereich der Transzendenz nicht erreichen.
Wie kann eine transzendente Erfahrung erreicht werden?
In den meisten Fällen ist ein bewusstes Bemühen um eine transzendente Erfahrung notwendig. Die meisten Menschen nutzen die
Meditation. Das sogenannte Versenken, das viele Menschen während einer intensiven Meditation empfinden, kommt der
Transzendenz bereits sehr nahe. Nun muss man nicht zwangsläufig an Gott, das Göttliche, die Schöpferkraft oder das grosse Ganze glauben, um sich in der Meditation zu üben. Vielmehr ist es wichtig, das Bewusstsein für diese Erfahrung sowie eine entsprechende Wahrnehmung derselben mitgebracht wird. Entgegen der landläufigen Meinung ist die Transzendenz nicht erreichbar, wenn Drogen oder ähnliche Mittel zur vermeintlichen Unterstützung eingenommen werden.
Woher weiss ich, ob ich eine Transzendenzerfahrung hatte?
Kann die Präsenz, die Kraft Gottes genauer gesagt des Göttlichen intensiv gespürt werden, so kann von einer transzendenten Erfahrung gesprochen werden. Oftmals kann sie bei wahrhaft Gläubigen festgestellt werden, wenn sie intensiv beten beziehungsweise die Erfüllung eines Gebetes erfahren dürfen.
Eine andere Form dieser Erfahrung ist beispielsweise das Spüren einer starken Präsenz, einer übernatürlichen Kraft, die einem in einer Extremsituation, etwa einem Autounfall, einem Unglück im Gebirge oder ähnlichem, zuteilwurde. Man weiss, dass diese Unterstützung vorhanden gewesen ist und man die Situation deshalb überleben konnte. Allerdings kann man diese Kraft, die Unterstützung, das Wesen kaum mit normalen Worten beschreiben. Berichte über derartige Erfahrungen sind vielfach zu finden. Bereits in der Bibel haben wir mit derartigen Beschreibungen zu tun. Hierzu gehört unter anderem die Beschreibung des brennenden Busches, aber auch das Hören der Stimme Gottes.
Viele Menschen berichten, dass sie von Engeln geträumt haben, dass sie intensiv mit ihnen kommuniziert haben. Auch diese Träume werden in den Bereich der
Transzendenz eingeordnet.
Es gibt Menschen, die durch ein sogenanntes Nahtoderlebnis gegangen sind. Auch dies wird zu den transzendenten Erlebnissen gezählt. Dies ist damit zu erklären, dass man keine bewussten Handlungen vollführen kann. Allerdings wird auch berichtet, dass bei einem Nahtoderlebnis das Bewusstsein vollkommen intakt ist und man sich an (fast) alles erinnern kann, was um einen herum passiert ist. Warum es dennoch der Transzendenz zugeschrieben wird, liegt daran, dass der Geist den Körper vollständig verlassen hat und dennoch in denselben zurückgekehrt ist. Das Besondere daran ist, dass sich der Betroffene selber beobachten kann. Auch wird vielfach nach einem solchen Erlebnis berichtet, dass
Engel, bereits verstorbene Angehörige, ja sogar ehemalige Haustiere anwesend waren und es zu einem kommunikativen Austausch gekommen ist. Das helle Licht am Ende des Tunnels, die wunderschönen Orte, an die man geleitet wurde, auch sie sind bekannt, wenn man sich mit Berichten über Nahtoderlebnisse beschäftigt hat. Doch sollte auch gesagt werden, dass sich nicht jeder Mensch, der eine solche Erfahrung bereits durchlebt hat, an all dies auch nach seiner Rückkehr erinnern kann. Dies schmälert die eigentliche Erfahrung aber überhaupt nicht. Die meisten Menschen kommen extrem gestärkt aus einem Nahtoderlebnis wieder in ihr Leben zurück.
Nahöstliche Traditionen und Transzendenz
In verschiedenen nahöstlichen Traditionen wird versucht, dass Bewusstsein auf das eigentliche "Ich" zu reduzieren. Um dies zu erreichen, wird die tiefe Meditation eingesetzt. Dazu ist es notwendig, alle Gedanken auszuschalten oder durch Nicht-Beachten das Denken abzulegen. Ebenso werden bewusste Handlungen eingestellt. Werden diese beiden Punkte erreicht, kann ebenfalls von
Transzendenz gesprochen werden. Doch ist bei diesen Methoden sehr genau zu differenzieren. Einschlafen ist nicht gemeint. Auch ist die Versunkenheit nur dann tief genug, wenn tatsächlich alle Gedanken und bewussten Handlungen eingestellt werden. Das Bemerkenswerte an dieser Form der Versenkung ist, dass man das Zeitgefühl vollkommen verliert und beim "Wiederauftauchen" nicht sagen kann, ob eine Minute oder vielleicht sogar mehrere Stunden vergangen sind. Ebenso bemerkenswert ist, dass man sich nach einer transzendenten Erfahrung total erfrischt fühlt. Man fühlt sich gestärkt und bemerkt, dass viele Herausforderungen des Alltags von einem abprallen. Je öfter man diese Praxis durchführt, desto intensiver wird das Gefühl, dass der Alltag, das "Normale" weniger belastbar ist, obwohl sich die äusseren Umstände natürlich nicht geändert haben.
© Zukunftsblick Ltd.
Rechtliche HinweiseOnline-Lexikon: Hier erklären wir Ihnen die Begrifflichkeiten der Esoterik - von A wie Aberglaube bis zu Z wie Zukunft