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Bei dem Voynich-Manuskript handelt es sich um ein mittelalterliches Schriftstück, das handschriftlich in einer nicht bekannten Sprache verfasst wurde. Es umfasst nicht nur Geschriebenes, sondern auch Illustrationen. Diese können aufgrund der fehlenden Unterstützung durch einen Text genauso wenig gedeutet werden wie der Text selber. Viele Ansätze hat es gegeben, die alle keiner wissenschaftlichen Überprüfung standhalten konnten. Was also hat es mit diesem Text, dem Voynich-Manuskript, auf sich, dass es dennoch so viele Menschen nicht nur fasziniert, sondern auch beschäftigt. Enthält er wirklich eine wichtige Botschaft für die Menschheit oder hat sich jemand einen Spass erlaubt und führt seit Jahrhunderten die Menschen aufs Glatteis?
Was ist das Voynich-Manuskript?
Wir haben es hier mit einem Manuskript, bestehend aus 18 Lagen beziehungsweise 246 Pergamentseiten zu tun. Auf 225 dieser Seiten ist neben handschriftlichem Text auch eine oder mehrere
Illustrationen zu sehen. Bei genaueren Untersuchungen konnte auf den ersten Seiten eine Unterschrift identifiziert werden: Jacobi von Tepenec, welcher Hofapotheker am Hof von Kaiser Rudolf II. gewesen war. Es wird davon ausgegangen, dass er dieses Dokument lediglich besass, aber nicht erstellt hat. Somit ist die Datierung der Erstellung eindeutig auf vor 1622 anzusetzen. In diesem Jahr verstarb Jacobi von Tepenec.
Neben dem eigentlichen Dokument wurde auch ein Brief gefunden. Empfänger dieses Briefes war der Universalgelehrte Atanasius Kircher aus Rom. In diesem Brief wurde die Vermutung geäussert, dass es sich bei dem Verfasser des Voynich-Manuskripts um den englischen Franziskaner und Philosophen Roger Bacon aus dem 13. Jahrhundert handeln könnte. Herr Kircher machte sich höchst interessiert an die Dechiffrierung. Da er ein Experte der ägyptischen Dechiffrierung ist, war er positiv gestimmt. Jedoch konnte er in diesem Fall nicht helfen. Deshalb hat man folgende Thesen aufgestellt, um diesen Text zu klassifizieren:
- Dieser Text wurde ganz bewusst verschlüsselt. Leider konnte der Schlüssel bis heute noch nicht gefunden werden.
- Das gesamte Manuskript wurde in einer
Fantasie-Schrift / -sprache verfasst und ist vollkommen sinnfrei.
- Davon ausgehend, dass es ein Fantasie-Konstrukt ist, wird folgerichtig von einer Fälschung gesprochen.
- Das Manuskript wurde in einer bisher unbekannten Sprache verfasst. Das Schriftsystem ist noch unbekannt, sodass es zunächst entschlüsselt werden muss.
Die Illustrationen des Voynich-Manuskripts
Illustrationen sind in dem Manuskript reichhaltig vorhanden. Gemäss der Aufmachung des Textes ist zu vermuten, dass zunächst die Bilder entstanden sind und der Text später hinzugesetzt wurde. Denn er rahmt sie regelrecht ein. Sicherlich wurde versucht, von den Bildern auf den Text zu schliessen. Doch auch sie sind recht mystisch. Ihre Reihenfolge beziehungsweise Seitenzugehörigkeit lässt ebenfalls keinen Aufschluss auf einen konkreten Zusammenhang zu. So konnten sie lediglich grob eingestuft werden.
- Die botanischen Zeichnungen: Es ist eindeutig zu sehen, dass es sich um Pflanzen handelt. Jedoch sind diese unbekannt. Die Form der Blätter, die Grösse der Stängel, die Farben - all dies ist nicht leicht zu verstehen, da sie alles Bekannte ausstechen.
- Biologisch / Anatomische Zeichnungen: Überwiegend finden wir in dieser
Rubrik nackte Frauen, die teilweise über gewölbte Bäuche verfügen. Zum Teil tragen sie Kronen. Sie stehen oder sitzen zum grossen Teil in merkwürdig geformten Becken, die durch ein Schlauchsystem miteinander verbunden sind.
- Die Rubrik der Sterne: Die Seiten dieser Rubrik sind nahezu vollständig beschrieben. Die wenigen Sterne, die sich an den Rändern der Manuskriptblätter befinden, erscheinen wie eine dekorative Massnahme.
- Die pharmazeutische Rubrik erscheint wie eine Sammlung und Katalogisierung von Pflanzen in kleineren Gruppen. Aufgrund der muschelartigen Gefässe schliesst man auf eine Verarbeitung der Pflanzen. In dieser Zeit wurden Pflanzenteile zur Erhaltung der Gesundheit von Menschen und Tieren gesammelt und aufbereitet.
- Die kosmische, astrologische Rubrik: Neben Sternen,
Tierkreiszeichen und Himmelskörpern finden wir wieder Frauenabbildungen.
Die Schrift des Voynich-Manuskripts
Es ist vollkommen verständlich, dass einem diese Schriften bekannt vorkommen. Denn verschiedene Aspekte der Schrift entsprechen natürlichen Sprachen, die bereits entschlüsselt wurden, die seit Jahrhunderten bekannt sind. So konnte etwa festgestellt werden, dass auch in dieser Schrift einige Buchstaben / Zeichen häufiger verwendet wurden als andere. So scheint es Vokale zu geben, die sehr häufig eingesetzt wurden. Andere werden ausschliesslich am Anfang eines Satzes eingesetzt. Hinsichtlich der Wortfrequenz kann das Zipfsche Gesetz angewandt werden. Danach kann festgestellt werden, in welcher Häufigkeit ein Wort, ein Begriff eingesetzt wird. Dies wird mit natürlichen Sprachen verglichen. Einfügungen, Anfügungen oder gar Streichungen sind im gesamten Manuskript nicht zu finden. In der Länge der Wörter jedoch finden wir eine grosse Abweichung zu allen bekannten, natürlichen Sprachen. Grundsätzlich sind zwischen drei und zehn Buchstaben zu finden. Identische Wörter beziehungsweise solche, bei denen sich nur die letzten Buchstaben unterscheiden, kommen häufig direkt hintereinander vor. Dies ist im Vergleich zu allen bekannten Sprachen sehr merkwürdig.
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